Montag, 31. Oktober 2011

1. Münchner Ganztagskongress


Über den Tellerrand schauen ist gut; den Teller selbst sollte man aber dabei nicht vergessen.
Jetzt hat er stattgefunden, der 1. Münchner Ganztagskongress.
Unter Beteiligung zweier städtischer Gymnasien, dreier städtischer Realschulen, von vier staatlichen Grundschulen und einer staatlichen Mittelschule, die, im September erst eröffnet, das Renommierprojekt des Referats für Bildung und Sport zu sein scheint.
Thema eines Vortrags am Freitagnachmittag war "Die Rhythmisierung im Ganztag, unter Einbindung von Kooperationspartnern". Klang interessant.
Ein Blick ins Programm zeigte jedoch, dass Münchner Schulen, die seit langem den Ganztagsunterricht rhythmisieren und dazu externe Kooperationspartner einbinden, nicht vertreten waren. Ebenso wenig die beiden Münchner HauptMittelschulen, die seit 10 Jahren Ganztag haben und mit Sicherheit eine Menge Erfahrung gesammelt haben und diese hätten beitragen können.
Hochkarätige Kooperationspartner aus München, die kulturelle Bildung im Ganztag betreiben, waren nicht eingeladen, der Verein "Gesellschaft macht Schule", der sich seit Jahren im Ganztag engagiert, fehlte. Wo waren all die Kooperationspartner, die sportliche, kreative und musische Angebote machen?
Die dreitägige Veranstaltung nannte sich doch 1. "Münchner" Ganztagskongress, oder? Was ja nicht heißt, Referenten aus anderen Städten nicht einzuladen, aber ein wenig mehr hätte man sich doch in der Landeshauptstadt umsehen können. Oder weiß man vielleicht immer nicht, was unmittelbar vor der Haustüre passiert?

Montag, 10. Oktober 2011

Was ist denn nun Ganztag?

Ganztagsschule gibt es in Bayern nicht, es gibt nur Schulen mit Ganztageszug (= pro Jahrgangsstufe eine Ganztagesklasse). Dann gibt es den offenen Ganztag (= Mittagsbetreuung, Hausaufgabenbetreuung, Freizeitangebote usw. ab 13.00 Uhr) und den gebundenen (= Unterricht und entspannende Angebote im Wechsel über den Tag rhythmisiert verteilt).
Damit hat es sich aber auch schon.
Es gibt nämlich keine Qualitätsstandards.
Man kann im Ganztag kulturelle Bildung betreiben, so man denn einen Kooperationspartner findet, der Herzblut und finanzielle und personelle Ressourcen investiert.
Man kann aber auch den 1.-€-Jobber anstellen, der vorne am Pult sitzt und die Schüler bei irgendwelchen Arbeiten beaufsichtigt. Einzige Bedingung: Er/Sie darf kein Extremist oder Scientologymitglied sein. Dann gibt es  für 6 Wochenstunden 6000.-€ pro Schuljahr. Damit muss versichert werden, Steuer einbezahlt, Material finanziert werden.
Notwendig sind auch Besprechungsstunden zwischen Kooperationspartner und Schule. Zwei unterschiedlich arbeitende Institutionen, bei denen es leicht zu Reibungspunkten kommen kann. Wer bezahlt die? Beim Kooperationspartner sind sie in den 6000.-€ eingeschlossen, bei der Schule ist es die freiwillige Leistung der Lehrkraft.
Sind dann Ganztageslehrkräfte mal krank, müssen die Regelklassen herhalten. Dort können schon Stunden ausfallen, im Ganztag nicht. Also vertreten die RegelklassenlehrerInnen.
Ganz zu schweigen von den räumlichen und materiellen Ausstattungen. Aber das ist das Thema eines neuen Blogs, bei Gelegenheit.