Sie lassen im Sommer ihren Audi oder BMW zu Hause stehen.
Sie rasen heran: Helm, Sonnenbrille, Rucksack, Handschuhe, enges Trikot und wurstpellenartige kurze Hose - die aber auch bei 4°C - und die Fahrradschuhe mit den Pedalen verklickt.
Teilweise sind sie schon eine größere Gefahr für Radler als Autos, zumindest was meinen Schulweg betrifft.
Der geht über den Fluß, an Feldern vorbei, durch Blumenwiesen, am Morgen und am Spätnachmittag die Sonne im Rücken. An gemütliches Fahrradfahen, an Schauen und Genießen, an Nach- oder Vordenken eines Gesprächs ist nicht zu denken.
Es gibt eine neue Spezies von Radlern, die verbissen keuchend, im Frühling und Herbst Dampfwolken ausstoßend, im Sommer schweißtriefend trotz Funktionswäsche, in die Arbeit radeln. Aber so, als müsste jeden Tag der Rekord vom Vortag unterboten werden. Kommt es zu einer Radwegkreuzung, so halten sie unvermindert darauf zu; alle anderen Radler stieben auseinander. Der Alte, der langsam daher gondelt, ist schließlich selbst schuld, wenn er nicht merkt, dass da ein aggressiver Mitradler daher kommt. Selbst schuld, wenn er erschrickt und vom Rad springt und beinahe umfällt. Mittlerweile ist der Biker schon 50 m weiter. Schlechtes Wetter hält nicht ab. Zähnefletschend wird durchgehalten.
Die Radwegkurve, in beiden Richtungen befahrbar, ein wenig zugewachsen von hohen Büschen, wird geschnitten. Der langsame Gegenradler fährt 10 km/h, verrenkt sich den Hals nach vorne schauend, damit er sich rechtzeitig in den Zaun neben ihm fallen lassen kann.
Das sind die Dauerblinker auf der Autobahn. Das sind die, die innerhalb der Stadt einen ruhig fahrenden Twingo mit 90 km/h überholen, nach eindringlichem Hupen.
Sind das liebevolle, verständige Väter? Einfühlsame Ehemänner?
Manchmal habe ich den Eindruck, es sind Maschinen. Kampfmaschinen. Die sich auf die Konkurrenzsituation im Büro oder im Geschäft schon einstimmen, auf Kosten der anderen Radfahrer.