Freitag, 17. Juni 2016

Flüchtlingskinder in Flüchtlingsheimen unterrichten?

Dieses Gerücht wurde diese Woche von einem Münchner Schulrat bestätigt.
Dies wäre die schlechteste aller Lösungen.
In Berlin wird das schon praktiziert.
Der Austausch zwischen Regelklassen und Übergangsklassen fände nicht mehr statt.
Flüchtlingskinder, die in manchen Fächern sehr gut sind und stundenweise schon am Regelunterricht teilnehmen, wäre diese Möglichkeit versperrt.
Neue Ghettos werden sich bilden, weil Integration verlangsamt oder verhindert wird.
Den Unterricht werden mit Sicherheit keine staatlichen Lehrkräfte halten.
Eine reine Sparmaßnahme. Man fragt sich nur, wer sich solche Dinge ausdenkt.
Hoffentlich macht hier die Landeshauptstadt als Aufwandsträger nicht mit.
Hoffentlich bleibt das ein Gerücht.

5 Kommentare:

  1. In Hamburg kommen die Kinder erst dann in sog. IV-Klassen, die an "normale" Schulen angebunden sind, wenn sie einen festen Wohnsitz außerhalb einer Flüchtlingsunterkunft haben. Bis dahin werden sie m. W. nach in den Unterkünften "beschult".

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  2. Leider sind wohl die Kosten für die Flüchtlinge höher als gedacht. Tatsächlich gibt es in Bayern bereits einen großen "Lehrermangel", das bedeutet, dass man die Sollzahen erfüllt hat. Die Aushilfen, die mit kärglichen, befristeten Verträgen der schwierigen Aufgabe gegenüber stehen, sind nach kurzer Zeit sehr unmotiviert. Wen wundert`s? Schlechte Bezahlung, vor den Sommerferien entlassen und ob es nach den Ferien mit einem befristeten neuen Vertrag weiter geht ungewiss. Gerade diesen, oft unerfahrenen Lehrkräften mutet man schwer traumatisierte Kinder und Jugendliche zu. Manche sind Analphabeten, ohne Eltern und allein da,können sich nicht verständigen, vielleicht krank... Wenn die Flüchtlingsklassen voll sind, werden die Kinder in Regelklassen geparkt.
    Es geht noch schlimmer: kaserniert in eine Flüchtlingsunterkunft, von fachfremden, vielleicht überforderten ehrenamtlich tätigen Personen "unterrichtet", ohne adäquates Material, ohne Zukunft. Hauptsache aus dem Blick. Ehrenamtliche werden gern da eingesetzt, wo die Politik versagt.
    Mir ist schleierhaft, ob man dann ernsthaft glaubt, dass so eine Integration möglich ist. Natürlich kann es auch sein, dass man nationalistischen Tendenzen in der Bevölkerung entgegen kommen möchte, die an verschiedenen Punkten aufleuchten, immer öfter - in allen Gesellschaftsschichten. Die Ängste etwas weg genommen zu bekommen oder womöglich auf Annehmlichkeiten verzichten zu müssen oder noch schlimmer in Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt treten zu müssen, sind schnell entfacht. Man war vor Jahren geschockt über die Kravalle in Frankreich und sieht mit Grausen die Radikalsierung junger Menschen. Gelernt hat man jeoch nichts. Auf der Tastatur der Ängste und Emotionen lässt sich vortrefflich spielen, das hat vor nicht allzu langer Zeit ja auch schon eine Person in Deutschland folgenreich demonstriert.

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  3. "Die Person" fällt mir jetzt spontan nicht ein; es gibt so viele ...
    Danke für den ausführlichen Kommentar.

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  4. Nun, tatsächlich ist es für manchen Menschen schon soooo lange her. Man verdrängt ja gerne. In der Menschheitsgeschichte ist es ein Sekündchen. In einem Teil Deutschlands konnte man diesen delikaten Teil der deutschen Geschichte gar nicht aufarbeiten. Nichts kam raus, nichts ging rein. Das rächt sich jetzt. Viele lassen sich mitziehen...

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  5. Das stimmt nur teilweise so, liebe/r Anonym.
    Aus einer Broschüre der Bundeszentrale für politische Bildung vom 26.8.2008:
    (Quelle: http://www.bpb.de/themen/IB0VZC,0,0,Erinnerungskultur_in_der_DDR.html)
    "Die Erinnerungskultur in der DDR war hauptsächlich gekennzeichnet durch den Antifaschismus, der als Staatsdoktrin galt und den Staat politisch legitimierten sollte. Ausgehend von der Faschismusthese nach Georgi Dimitroff, nach der der 'Faschismus die offen terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals sei' verstand sich die DDR als Nachfolgerin des antifaschistischen Widerstandskampfes der KPD, als neues besseres Deutschland und als Gegenentwurf zur Bundesrepublik, welche nach Auffassung der DDR direkt an das Dritte Reich anknüpfte und dem Selbstverständnis nach als Gegenpol anzusehen war. Diese Herangehensweise ermöglichte es auf der Suche nach Selbstlegitimation, sich nicht mit der Rolle der nationalsozialistischen Ideologie und der Schuldfrage auseinandersetzen zu müssen.

    Im Zuge der Entnazifizierung in den ersten Nachkriegsjahren in der sowjetischen Besatzungszone wurden tausende Richter, Lehrer, Verwaltungsangestellte und Verantwortungsträger entlassen (In der BRD waren bis weit in die 70er Jahre Altnazis bis in höchste Staatsämter in Amt und Würden, Anm. Hauptschulblues) und 'Nazis und Kriegsverbrecher [...] enteignet.' Aber auch die Bodenreform und die Kollektivierung der Wirtschaft, die nicht nur ehemalige Nationalsozialisten betrafen, sollten zum Aufbau des neuen sozialistischen Staates beitragen. In den verschiedenen politischen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen wurden zunächst die Fragen nach einer Mitschuld, nach Wiedergutmachungsansprüchen und nach der Aufarbeitung der Vergangenheit diskutiert. Doch durch die Manifestierung des Antifaschismus und einem Austausch der politischen Elite schien es möglich, einerseits einen Schlussstrich zu ziehen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich einer intensiven Aufarbeitung zu entziehen. Andererseits bot sich die Chance, den politisch-moralischen Anspruch des 'besseren Deutschlands' auch propagandistisch umzusetzen.

    Erinnerung an die NS-Opfer
    Unmittelbar nach Beendigung des Krieges galt die Erinnerung in der sowjetischen Besatzungszone allen Opfergruppen. Es war unerheblich, ob es sich um Widerstandskämpfer kommunistischer, bürgerlicher oder christlicher Couleur handelte oder ob die Verfolgung aus rassistischen Gründen erfolgte. Kurz nach Kriegsende 1945 wurden als 'Opfer des Faschismus' diejenigen bezeichnet, die 'unter der Hitlerdiktatur heldenmütig für die Freiheit des deutschen Volkes' gekämpft hatten, sowie die 'Hinterbliebenen der von den Faschisten ermordeten Helden des deutschen Freiheitskampfes'. Die Weiterführung des Zitats verdeutlicht jedoch, dass eine Hierarchisierung der Opfergruppen im Interesse der kommunistischen Erinnerungskultur und des Geschichtsbewusstseins vorgenommen wurde. Denn es heißt weiter: 'Opfer des Faschismus' sind die Juden, die als Opfer des faschistischen Rassenwahns verfolgt und ermordet wurden, sind die Bibelforscher und Arbeitsvertragssünder. Aber so weit können wir den Begriff 'Opfer des Faschismus' nicht ziehen. Sie haben alles geduldet und Schweres erlitten, aber sie haben nicht gekämpft."

    Vor allem die Spitze der SED sah in den kommunistischen Widerstandskämpfern die bedeutendste Gruppe, die stets hervorgehoben wurde. So wurde zwischen 'Opfern des Faschismus' und den 'Kämpfern gegen den Faschismus' unterschieden. Die Erinnerung an die anderen Opfer wurde somit sekundär und verschwand größtenteils aus dem öffentlichen Gedächtnis. Jürgen Danyel weist darauf hin, dass 'in der DDR [...] die Euthanasie-Opfer, die Sinti und Roma, die 'Asozialen', die Homosexuellen und andere Minderheiten zu den lange vergessenen Opfergruppen'gehörten."

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