Mittwoch, 11. August 2021

Tag 517 und Herrn Lehrerzimmers aufgefangenes Stöckchen

Das Stöckchen ist aufgefangen und H. geht zur Frage, was in der 11. und 12. Klasse Schullektüre war, zurück zu den Jahresberichten. Der von Klasse 13 liegt irgendwo und ist momentan nicht greifbar..



Alles sehr männerlastig und westdeutsch.

Die Deutschlehrkraft kam aus Braunau, über der Grenze und war stramm deutschnational - milde ausgedrückt. (Es gab einen Staatsvertrag, dass österreichische Staatsangehörige bayerische Beamte werden konnten.)

Das forderte natürlich Opposition heraus. Es wurden von Schülerseite Vorschläge eingebracht, z. B. Dürrenmatt (Sie: "Dürr und matt!"), Handke, Grass, Johnson, Bachmann, Wohmann, Elsner (drei Frauen!), kurz, was damals die Feuilletons bevölkerte. Heftige Reaktion von Seiten der Lehrkraft war die Folge. Sie wurde ganz schön herausgefordert.

Um aber die von H. und seinem Freund favorisierte Literatur unter die Menschen zu bringen, wurden am Sonntagnachmittag im "China Club" Lyrik und kurze belletristische Stücke gelesen, begleitet von Musik (Sitting On The Dock Of The Bay, I Am The Walrus ...). Dazu wurden die Mädchen der ortsansässigen klösterlichen Schule zum Stehblues (!) eingeladen. Dazwischen wurde eigene Lyrik eingestreut. Die Cola kostete 1 DM, da der Betreiber den Schüler:innen sehr gewogen war.

Als die Nachmittage im China Club ein Ende fanden, spielte Frau H. eine Rolle. Bei ihr zu Hause ging es in anderer Form weiter.

3 Kommentare:

  1. Toll, dass es diese Listen gab und dass dir diese beiden noch vorliegen! Und bewundernswert, wie ihr euch selbst organisiert habt wie die Flüchtlingsschülerinnen Mara und G. (ZEIT von heute Seite 34)

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  2. Solche Episoden sind es, aus denen die nostalgischen Schülerfilme gemacht sind ;-) In den 90ern waren wir alle schon vermutlich zu angepasst oder zu brav. So heiß ging es nie bei uns her. Allerdings komme ich aus einer Schülergeneration, in der derartige Lehrkräfte nur noch vereinzelt auf der Bildfläche erschienen... und dann eher als Sonderlinge dastanden anstatt ernst genommen zu werden. Grandios übrigens die Idee, eigene Lyriknachmittage zu veranstalten. Ob es sowas heute noch gibt?

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  3. Herausforderne Schüler und Schülerinnen: Schön! Auch wenn man sich einen Anlass wünscht. Bei uns immerhin ein Schüler, der dem Kollegen für Kurs & Bibliothek drei Seiten Autorinnen & Werke vorsetzte.

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