Ilma Rakusa erlaubte H., drei Gedichte von ihr in den Blog zu setzen. Hier ist das erste. Herzlichen Dank dafür!
(Die Gedichte erschienen in "Literatur und Kritik" vom Mai 2022.)
KRIEG, TAG FÜNFZEHN
Ukraine, nahe ferne Liebe
die Dämmerung bricht an
Kiew steht am Rand in Flammen
Mariupol eingekreist frisst Sand
ein toter Dichter schrieb:
Die Nacht kommt aus Asien
und stellt keine Fragen
das Dunkel fällt und fällt
Bomben Geschützhagel
das Gesetz der neuen Welt
früher hörte man den Atem
von Menschen die auf
traurigen Kissen schliefen
jetzt liegen sie wach
oder kämpfen standhaft
gegen fremde Übermacht
selbst Gott hat zu tun
nur ist er verzagt
wer hätte gedacht
der Russe greift an
im Großformat
schwangere Frauen
verfluchen den Pack
und den Allmächtigen dazu:
Was soll dieser Krach
seid geächtet alle!
eine Stimme aus Charkiw
aber ruft nächtlich leise:
Ewiges Gedenken den schutzlosen
Agitatoren der Zärtlichkeit
10. März 2022
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