Sonntag, 18. März 2012

Inklusion die II.

Von den Dienstherren wird die Aufforderung zu inkludieren mit Vehemenz betrieben.
Fortbildungen, Zusammenkünfte, Artikel in Hochglanzbroschur zum Thema überschwemmen den Bildungsalltag. Das Menschenrecht muss umgesetzt werden.
Auf Teufel komm raus.
Ohne zusätzliche Ressourcen.
Inklusion zum Billigtarif, als Sparmaßnahme.
Don`t fence me in!



Es wird sich auf die Eltern behinderter Kinder berufen. Die wollen angeblich die Inklusion.
Aber wer hört denn auf die Eltern, die ihre Kinder ganz bewusst, mit Überlegung nicht inkludieren wollen, sondern sie an eine Förderschule schicken wollen? Weil dort in der Gruppe vier, oder sieben, oder zehn Kinder sind? Weil dort ihre Kinder entsprechend gefördert werden können, weil sie dort menschenwürdig unterrichtet und betreut werden? Weil dort Lehrkräfte arbeiten, die das gelernt haben? Weil dort Einrichtung und Material zur entsprechenden Behinderung passen?
Ist es kein Menschenrecht, ein Kind bestmöglich zu fördern?
Die Schulen, die inkludieren, verlieren zudem noch die AsA-Stunden (alternatives schulisches Angebot, für schwierige Schüler) und die Stunden des mobilen sonderpädagogischen Dienstes (Untersuchung und Testung von verhaltensauffälligen Kindern mit dem Ziel einer eventuellen Überweisung an die Förderschule).
O Herr, wenn schon kein Hirn, so wirf uns doch wenigstens Lehrerstunden vom Himmel!

PS. Wir inkludieren übrigens seit 8 Jahren. Es funktioniert nur mit Hilfe des außerordentlich engagierten Kollegiums und einer hervorragenden Förderschuloberlehrerin. Die heuer in den Ruhestand geht.

5 Kommentare:

  1. Das täuscht, es gibt angeblich keine Eltern mehr, die ihre Kinder auf entsprechend passende Förderschulen geben möchten. Und wenn es sie gibt, dann wird ihnen von allen Seiten eingetrichtert, dass sie ihrem Kind die Chance auf ein möglichst selbstbestimmtes Leben nehmen. Das geht ja gar nicht !

    Ich habe beide (leichte) Varianten in der Familie: Verweigerte Inklusion, wo es möglich gewesen wäre, und ein Kind auf einer Spezialschule, für die wir 15 Monate lang kämpfen (und sehr viel Geld bezahlen) mussten, weil die zuständige Kostenstelle befand, dass mit Inklusion alles lösbar sei.

    Der Trend zur Inklusion ist in weiten Teilen einfach mal wieder ein Etikettenschwindel - es geht nur um Kosteneinsparung. Faszinierend, wie gut sich das alles in der Öffentlichkeit verkaufen lässt. Leidtragende sind ausgebrannte Lehrer, verzweifelte Eltern und schlecht geförderte Kinder, aber diese Randgruppen interessieren keinen.

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    1. Kinder sind die Hauptleidtragenden.

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    2. Meine Worte. Bildung, die nichts kosten darf...

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    3. Ja, war leider immer schon so und wird so bleiben.

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  2. Was des Einen Recht, ist des Anderen Pflicht. Die Kinder haben ein Recht auf bestmögliche Förderung und der Staat hat die Pflicht dies zu ermöglichen. Stattdessen wird den Eltern vorgegaukelt, dass alles bei ein bisschen guten Willen - der Lehrer natürlich - möglich ist. Begehrlich schielen die Gymnasiallehrer auf die Schülerzahlen in Grund- und Mittelschule. Natürlich ist das kein Zuckerschlecken mit über 30 Schülern, aber in einer Mittelschulklasse sitzen bereits heute die Kinder, über die man ungern spricht: vom Elternhaus nicht gefördert, in der ersten Klasse erstmalig im Leben etwas vorgelesen bekommen, schwachbegabt, Legastheniker, Dyskalkulie oder alles zusammen, sozial - emotionale Störungen, mit ADHS gestraft und bereits jetzt im Bewusstsein ein Looser zu sein. Durch die Mittelschulen werden sie dann ohne viel Aufwand, mit einem Lehrer als Lernorganisator (das Schlagwort hört sich toll an, genauso wie Mittelschule und "keiner darf zurück bleiben"), durchgeschleust um dann im Dunkel von Hartz IV abzutauchen. Eltern, deren Kind bislang in der Gruppe von 6 Schülern liebevoll persönlich betreut wurde, sollten sich ernsthaft fragen, ob das durch einen gestressten Lehrer, der 22 (der oben genannten) Schüler zum Lernen animieren soll, und der jetzt noch ein behindertes Kind zu versorgen hat, zufriedenstellend geschehen kann. Der Lehrer ist nicht dafür ausgebildet, es stehen weder Räumlichkeiten zur Differenzierung zur Verfügung noch entsprechendes Fördermaterial, der Anspruch ist übrigens nicht gesetzlich verankert. Kann man wirklich glauben, dass ein behindertes Kind unter diesen Umständen wirklich ein Erfolgserlebnis haben kann? Oder ist das egal - Hauptsache, der Schein ist gewahrt?

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