Mittwoch, 24. September 2014

Was ist eine gute Schule?




Woran man eine gute Schule erkennt? Diese Frage treibt viele um. Doch bevor die Hertie-Stiftung eine Antwort wagt, eines vorab: Die perfekte Schule gibt es nicht. Aber einen Idealtyp, der Orientierung bietet. Die folgenden Punkte sind das Ergebnis einer Evaluation der Erfolgsfaktoren des Wettbewerbs „Starke Schule“.

Zur Diskussion:

SCHULE FÜR ALLE
Schüler mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrations-hintergrund, egal mit welchem sozialen Hintergrund - diese Schule ist bunt! Und: Alle begegnen sich mit Respekt, schätzen Unterschiede und Gemeinsamkeiten. So wird die Schule zu einem Ort, an dem Schüler, Lehrer und auch Eltern gerne sind.


NETZWERK
Eine Schule ist kein geschlossenes System, diese schon gar nicht! Sie kooperiert mit Unternehmen aus der Region, aber auch mit Jugend-, Sozial- und Gesundheitsämtern. Verschiedene Kooperationspartner bringen sich auf vielfältige Weise in das Schulleben ein. Auf diese Weise ist die Schule nicht nur in das kommunale Bildungsmanagement eingebunden, sondern bietet ihren Schülern auch einen direkten Zugang zur Arbeitswelt.

 INDIVIDUELLE FÖRDERUNG
„Das lernst du nie!“ Diesen Satz hören Sie an dieser Schule nicht. Die Lehrer orientieren sich an den Stärken der Schüler und fördern sie, und wenn etwas doch nicht so gut klappt, gibt es Lernangebote, die auf die Bedürfnisse der Schüler zugeschnitten sind. Zum Beispiel Einzelförderung, Förderpläne öder individualisierte Unterrichtsformen. Außerdem erfassen die Lehrer die Lernstände ihrer Schüler systematisch -auch mit individuell erstellten Instrumenten.
 
QUALITÄTSENTWICKLUNG
Alle Lehrer lernen - an dieser Schule wird darauf besonders geachtet. Lehrer arbeiten in Teams, evaluieren ihre Arbeit, es gibt Fortbildungen, Feedback-strukturen, klare Regeln, systematische Planung und klassenübergreifende Zusammenarbeit.


 
ABSCHLÜSSE
Wer diese Schule besucht hat, hat einen Abschluss - und zwar einen mit Anschluss. Die Absolventen haben Erfolg auf dem weiteren Bildungsweg oder auf dem Arbeitsmarkt - und landen selten im Übergangssystem. Außerdem gibt es während der Schuljahre kaum Wechsler, Abbrecher oder Schulverweigerer. Wer geht, wechselt auf eine höhere Schulform, nicht auf eine niedrigere.


ELTERNARBEIT
Eine Schule für Lehrer, Schüler - und Eltern. Sie sind hier immer willkommen, werden laufend informiert und es gibt für sie sogar Bildungsangebote. Vor allem jedoch können sie das Schulleben mitgestalten.



 
RAHMENBEDINGUNGEN
Diese Schule kann überall stehen. In Gegenden, die als sozialer Brennpunkt bezeichnet werden, genauso wie in allen anderen Gegenden. Eine Evaluation des Programms "Starke Schule" der Hertie-Stiftung hat gezeigt: Gerade unter schwierigen Bedingungen sind solche Schulen erfolgreich.


AUSZEICHNUNGEN
Urkunden, Zertifikate, Pokale. Diese Schule ist buchstäblich ausgezeichnet. Sie nimmt an Projekten und Schulwettbewerben teil. Ihre Arbeit wird von Fachleuten anerkannt. Das zeigt nicht nur, dass gute Arbeit geleistet wird, es motiviert Lehrer wie Schüler auch, noch besser zu werden.

Quelle: 105, Impulse für Wissenschaft und Gesellschaft, September 2014, Hrsg. Gemeinnützige Hertiestiftung

3 Kommentare:

  1. Dieser Aufzählung kann ich nur zustimmen. Das sind realistische Qualitätsmerkmale - leider nur theoretisch, nicht wirklich real hierzulande. Selbst wenn man in Wahlkampfzeiten die notwenigen Stunden bekommt um so etwas zu realisieren, momentan ist das nur ein Traum! Sparen ist angesagt.
    Gerade ist der Grundbedarf so abgedeckt, dass die Öffentlichkeit nicht aufschreien kann. Ethikgruppen mit 30 Schülern, Sportgruppen mit 30 Schülern...Da wird die Inklusion zu einer echten Herausforderung: 30 Schüler, von denen einer (gottlob nur einer) einen Großteil der Stunde mit dem Kopf auf den Tisch schlägt und auch durch gutes Zureden und Ablenkungsversuche nicht zu stoppen ist. Gemildert wird die Situation, dass der Rest der Klasse durch das Verhalten ziemlich geschockt ist und es dadurch ruhig wird. Da helfen auch die Tipps von "Aktion Mensch" leider nicht viel. Schade, dabei haben sie so viel Unterrichtsmaterial zum Thema Inklusion bereit gestellt. Der Bedauernswerte war übrigens auch nicht bereit sich irgenwie zu beschäftigen, er hörte und sah nichts. Ein Schulbegleiter müsste her, aber da die gleiche Misere: Wo seid Ihr? Auch die Sportgruppen sind riesig. Haben Sie schon einmal 30 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren durch eine einfache Schulturnhalle stürmen sehen? Erinnert stark an eine Herde Bisons. Mir graust schon die Vorstellung, wenn oben beschriebenes Kind Sport hat... Auch Kunst und Musik mit 30 Kindern in einem kleinen Raum ist für alle Beteiligten eine echte Selbsterfahrung. Selbstverständlich gibt es auch keine schulischen Möglichkeiten mehr um Konflikte zu vermeiden. Bekommen die Lehrkräfte am Ende ihrer Dienstzeit eigntlich einen Lorbeerkranz, wenn sie ehrenamtlich Streitschlichter betreuen? Das Ehrenamt muss hoch gehalten werden, aber schafft diese Aufgabe ein motivierter Rentner, zwar mit gutem Willen und Menschenverstand ausgestattet, aber leider ohne Ausbildung? Na ja, frühe gab es das auch nicht, da hat man Ruhe gebrüllt und es wurde ruhig. Fällt es also wirklich nicht auf, wenn es das alles nicht oder nur auf dem Papier gibt? "Wir haben auch Streitschlichter, das sind Kinder, die nie mitstreiten und die werden von unseren Lehrern dafür ausgewählt," Ich vermute, dass Schulbehörden und Kultusministerium gar nicht um die Wichtigkeit solcher Einrichtungen (neben der Streitschlichtung: Informatik, Buchführung und andere wichtige Wahlfächer für eine berufliche Basis) wissen. Sie denken: Luxus! Das Nichtvorhandensein wird in bürgerlichen Gegenden sicherlich nicht so auffallen, aber im Brennpunkt schlägt das voll durch, bleibt eben ein Brennpunkt, wird vielleicht größer und schlimmer. Das muss man offensichtlich unbedingt immer erst mal spüren. Gewisse Zeitungen hätten ja sonst keine Themen mehr. Geld kann man auch anderswo verplempern, man denke nur an den Berliner Flughafen. Auch eine Olympia- oder WMbewerbung kostet. Das bringt Wählerstimmen. Ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, warum man etwas zerschlagen muss, was sehr ausgeklügelt war und sehr gut funktioniert hat. Na ja, man kann es ja wieder in Wahljahren kurzfristig einführen und die Öffentlichkeit schreit hurra!!! Auch die Lehrer und Preisverleiher fallen sich um den Hals und sind glücklich. Ach, so schade - gerade sind die Hungerjahre angesagt. Wann ist die nächste Wahl? Vergessen, was Kummer bereitet hat. Vergessen, welche guten Konzepte es gegeben hat. Jeder fängt wieder bei Null an.Guter Rat an alle, die sich an diese Liste halten wollen: Engagieren Sie sich nicht zu sehr! Es wird nicht honoriert werden und vermutlich werden Sie noch mehr wie die umgebenden Schulen um annehmbare Zustände kämpfen müssen (Argument: Die haben ja schon alles!). Wenn es Ihnen Wert ist: Kurzfristig werden Sie in glückliche Kinderaugen und in die Augen zufriedener Eltern schauen, nur ein kurzer Blitz, vorbei - das muss für ein Berufsleben reichen!

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  2. Klingt alles einleuchtend. Klar braucht man Unterstützung und Ausstattung von Land und Sachaufwandsträger. Ohne geht es nicht. Aber die Schule muss all das auch erst einmal wollen. So weit sind noch nicht alle, fürchte ich.

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  3. Die Punkte sind als Denk- und Diskussionsanstoß gedacht. Viele Schulen haben sich auf den Weg gemacht und begonnen, einen der Punkte umzusetzen. Beispielsweise die "Starken Schulen". Alle zwei Jahre gibt es den Wettbewerb und in jedem der 16 Bundesländer drei Siegerschulen, macht schon 48.
    Schön wäre es, vom Aufwandsträger und der Verwaltung unterstützt zu werden, aber es geht auch aus eigener Kraft. Zumindest sich auf den weiten Weg machen geht auf Initiative von Kollegium und Schulleitung.

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