Lieber Hauptschulblues,
diese Woche nehme ich neben meiner Rolle als Schulleitung noch die Lehrerrolle ein.
Tatort: Teams. Mein
privates Tablet mit SIM-Karte liegt seit Montag auf meinem Schreibtisch.
Zunächst habe ich voller Tatendrang Aufgaben an die
Abschlussklassenschüler verteilt. Diese lud ich auf dem Schulrechner
hoch. Das ging. Da braucht man weder Mikro noch Kamera noch WLAN.
Zwischendurch Belieferung der Kollegen mit Neuigkeiten aus Regierung und
Schulamt, natürlich per Mail. Elternanrufe: Hilfe, ich komme mit den
PC-Aufgaben nicht mit, mein Kind soll in die Notbetreuung.
Hilfe, ich hab mein Passwort vergessen. Meine Bücher liegen noch in der
Schule. Wir sind in Serbien und kommen erst Ende Januar zurück, wie
kann mein Kind trotzdem beschult werden? ...
Ah ja, die Abschlussklasse! Ich habe schon einige Mitteilungen erhalten.
Sollen wir das zeichnen oder auch einen Text schreiben? So oder so
ähnlich dreimal. Der Rest stellt sich vorerst tot. Ich kündige eine
Videokonferenz an. Eltern stehen vor der Tür, wollen
noch ein Leihgerät.
Nicht jetzt! Ich schaffe es die Konferenz auf dem Privattablet zu planen
und zu starten. Wunderbarerweise alle dabei! Auch sehr diszipliniert.
Alle Achtung, da hat die Klassenleitung gute Vorarbeit geleistet. Die
SchülerInnen sind bemüht und wollen die Aufgaben bewältigen, ich bin
auch überwältigt: alle! Wir können sämtliche Fragen klären. Die Schüler
zeigen sich schon recht routiniert im Umgang mit Teams.
So jetzt das nächste Thema. Eine Familie ist aus familiären Gründen in
Kanada, kommt auch erst Anfang Februar nach Deutschland zurück. Anruf
bei der Rechtsabteilung im Landratsamt. Die Schule ist zum Distanzunterricht
verpflichtet, egal wo er auf der Welt stattfindet. Irgendwie
irritierend. Dachte ich doch, dass der Lockdown mit
Kontaktbeschränkungen die Infektionszahlen mit Corona verringern sollte.
Aber nein, die Menschen müssen nach wie vor um die Welt reisen.
Die Menschen, die jetzt bis Ende Januar in Urlaub sind, in irgend
welchen Risikoländern (wo gibt es die momentan nicht), kommen wieder,
aus Serbien, dem Nahen Osten, nehmen ihr altes Leben auf und infizieren andere. Stopp: Sie müssen 5
Tage in Quarantäne und dann einen Test machen. Wenn
das mal so klappt, wer kontrolliert?
So werden halt viele Maßnahmen ad absurdum geführt. Es handelt sich
dabei um Großfamilien, die sich gegenseitig besucht haben, auf sämtliche
Maßnahmen gepfiffen haben... Eine Frau mit 2 Kindern ruft an: Sie hat
kein Internet. Na, dann kommen die Kinder eben
auch in die Notbetreuung.
Ansonsten ist es bei uns im Voralpenland sehr schön. Viel Schnee und wenig Münchner.
Sind die Weihnachtsferien nicht schon beendet? In meinem Job (Reiseversicherung im weitesten Sinne) ist es tatsächlich etwas ruhiger geworden, aber einige "mussten" wohl doch reisen. Bis auf die Grenzgänger, z.B. in der Schweiz arbeitende Deutsche, waren es überwiegend private Reisen. Was die Leute sich nicht überlegen: coronabedingte Notfälle sind unter Umständen nicht mitversichert.
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