Donnerstag, 6. Mai 2021

Tag 420 und unser guter alter Hertie am Hauptbahnhof

Es war wieder ein relativ unfreundlicher Tag, an dessen Ende es gottlob zu regnen begann, nicht tröpfelte. Viele Menschen klagen ja schon, aber H. sagt nur "Grundwasser". Und die Gärtner und Biobauern Bauern brauchen auch mehr Feuchte als 15 cm unter der Oberfläche.

Der Herr Kater liegt wieder den ganzen Tag draußen auf seinem Hochsitz und läßt sich nicht herein bewegen. Auch gut. Er antwortet sehr freundlich, wird er angesprochen.

Nachmittags kam Nachbarin M. zum Kaffee. Sie ist auch das erste Mal geimpft worden, vor zwei Wochen. Es gab fein schmeckenden Himbeer-Trüffel-Kuchen zum Kaffee (woher wohl der Kuchen kam?).

"Engel des Vergessens" ist ein Buch von Maja Haderlap über die Kärtner Slowenen, von der Zeit des Partisanenkampfes ab 1942 bis in die späten 70er Jahre. Die Traumata dieser Zeit holen alle ständig ein. Nachdem 1942 die Deportation der slowenischen Volksgruppe durch Himmler angeordnet wurde, begann der bewaffnete Widerstand in den Wäldern und Bergen Kärntens. Die Slowenen sollten ausgesiedelt werden, um für die Südtiroler Platz zu schaffen. Viele Partisanen kamen zu Tode, viele Unterstützer*innen in Konzentrationslager. Ein Teil überlebte, so auch die Großmutter der Autorin und ihr Vater, der als Junge Kurier bei den Aufständischen war. Der Kampf gegen Polizei, SS und Gestapo wurde ihnen nach dem Krieg nicht angerechnet; sie waren sofort bruchlos wieder eine unterdrückte Minderheit.
Gegenwart - das Aufwachsen Maja Haderlaps bis zur Promotion - und Vergangenheit vermischen sich in den Personen der Protagonisten: Die Tochter, Vater und Mutter, die Großmutter und Nachbarn und Verwandte. Alle haben Erinnerungen an das dritte Reich, alle haben menschliche Verluste zu beklagen. Die Großmutter ist für Haderlap die zentrale Person ihres Aufwachsens.
(Peter Handke kam übrigens 1942 als Sohn einer slowenischen Mutter auf die Welt.)
Der Roman ist in einfacher Sprache geschrieben, packend genau.

Ein passender Kommentar von Herrn Lehrerzimmer zum Unwort:
"Schulfamilie mag ich auch nicht. Bisher schon komisch, aber wenn der Kultusminister dann noch als Familienoberhaupt hinzukommt, dann hat das ja tatsächlich schon etwas von Sekte."

Heute voller Bestürzung der SZ entnommen: Der Hertie Karstadt am Hauptbahnhof wird vorübergehend geschlossen.
Im Spätsommer beginnt der Umbau, Signa (bzw. Benko, der österreichische Eigentümer) investiert hunderte Millionen Euro in den Komplex. Er soll zu einem "Erlebnistempel" mit Kaufhaus, Büros und Lokalen werden - in dem das Leben auch nach Ladenschluss weitergeht.
Da geht ein wunderbares Warenhaus dahin mit exzellenter Lebensmittelabteilung im Untergeschoss. Ein Warenhaus, in dem man alles bekam, alles. Und nun soll ein "Erlebnistempel" draus werden, als ob die Münchner Bevölkerung so etwas noch braucht. Letzten Endes wird das Projekt zu einer weiteren Verödung der Innenstadt führen, da zahlreiche kleinere Läden und Clubs wegen der Konzentration auf einen Ort dicht machen müssen.
Überflüssig wie ein Kropf.

Gegessen: A greane Soß mit Ei und Erdäpfi. Ja, das gibt es auch im Innviertel, allerdings am Gründonnerstag.

Gesehen: "Hinter den Schlagzeilen. Der Eröffnungsfilm des DOK.fests München. Ist Pflicht, nachdem Nachbar M. auch immer investigativ für die SZ unterwegs ist, zuletzt mit der Luxemburg-Connection. In der hängt übrigens auch der Benko drin mit Signa (s.o.).

Gelesen: Null.

3 Kommentare:

  1. Himbeer-Trüffel-Kuchen: Ich tippe auf das Ruffini.

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  2. Frankfurter Grüne Soße ist auch ein Gründonnerstagsessen, aber man darf sie auch an anderen Tagen essen, ohne deswegen als Banause zu gelten.

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