Die Situation in den Grund-, Mittel- und Förderschulen eskaliert zum neuen Schuljahr. Jetzt laufen die Planungen für 2021/22. H. weiß von Schulen, die alles, aber auch wirklich alles streichen müssen, um den Basisunterricht (M, D, E, usw.) einigermaßen aufrecht erhalten zu können. Keine AGs, keine Streitschlichter, kein Schulgarten, null Förderkurse, nichts.
Dazu gibt es eine hilflose* Presseerklärung zum Lehrer*innenmangel an den Grund-, Mittel- und Förderschulen des MLLV:
MLLV-Vorsitzender Martin Schmid:
Lehrermangel und keine Ehrlichkeit!
Aus "gemeinsam.brücken.bauen" wird "EINSAM.brücken.bauen"
Wo ist der Lauterbach der Bildungspolitik? Wir brauchen dringend einen Lauterbach
für die Bildungspolitik - keine Schönfärberei, sondern Ehrlichkeit und Transparenz.
Lehrermangel lässt sich nicht leugnen, besonders dann nicht, wenn Schulleitungen offiziell aufgefordert werden externes Personal ohne Lehramtsqualifikation zu suchen, damit die Regelunterrichtsversorgung im kommenden Schuljahr sichergestellt werden kann. Damit werden die letzten Register gezogen, der Offenbarungseid steht an!
Stattdessen zeigt das Kultusministerium eine fehlende Bereitschaft zur Analyse der Ausgangssituation. Wer Lehrermangel vehement leugnet, steuert auf eine weitere Vertiefung des Grabens zwischen vorgesetzten Dienstbehörden und Lehrkräften und Schulen zu!
Wir fordern:
1. Entlastung von Schulleitungen durch mehr Leitungszeit!
2. Personalakquise nur durch die etablierten Verwaltungsinstitutionen!
3. Personalqualifikation nur an Universitäten und Staatsinstituten!
4. Aufstockung der Stunden für Verwaltungsangestellte!
5. Mehr echte Eigenverantwortung einschließlich entsprechender Budgets!
6. Attraktivität des Lehrberufs steigern!
7. Verlässliche individuelle Förderung durch qualifiziertes Lehrpersonal!
*Hilflos deswegen, weil der Lehrer*innenstand nicht bereit ist zum Streik, auch wenn das für Beamte nicht vorgesehen ist. Aber was soll denn passieren, wenn das Tausende täten? Und wenn solche Druckmittel nicht eingesetzt werden, passiert überhaupt nichts.
Die Schulen sollen machen. sollen nichtpädagogisches Personal finden.
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Heute Mittag zum Schwarzhuber in Allach geradelt, weil die Eier aus waren. Die sind teuer, 50 Cent pro Stück, aber darin ist 1m² Bienenweide eingeschlossen. Und sie sind sehr fein, schmecken gut und sind frei gelaufene.
Morgens und spät nachmittags die Häschen versorgt. Das dauert immer eine gute Stunde. Wasser nachfüllen, sie trinken sehr viel, Heu oder Körnerfutter, manchmal Grünfutter. Morgen die beiden letzten Male, dann ist der Gartennachbar wieder vom Kurzurlaub zurück. Die Häschen bekommen regelmäßig Preise, aber H. hat lieber seinen komischen freundlichen Draußenkater als Käfigtiere. Obwohl es denen ja noch relativ gut geht. Sie werden umsorgt, gepflegt, heraus geholt usw.
Gehört: Ganz schwarze Lieder von H.C. Artmann (Sie erinnern sich? 100. Geburtstag!) gesungen von Helmut Qualtinger, mit Liedern von Tom Waits.
Gelesen: siehe 12 von 12
Gegessen: Gedünstetes Weißkraut mit Wollwurst vom Pichler und einem Glaserl Wein. Als Sättigungsbeilage gab es den Rest vom Erdäpfelkas.
Eine gute Nachricht? Studenten mit Studienabschluss, auch wenn sie beispielsweise Soziologie studiert haben, können tatsächlich noch Lehrer werden (viele haben das schon lange vermutet, dass das nahezu jeder könnte, Lehrer sein)! Sie bekommen gewissermaßen das 1. Staatsexamen "geschenkt" und können nach einem vierwöchigen Orientierungspraktikum (um sich selbst zu prüfen, ob der Lehrerberuf geeignet ist) direkt ins Ref. für Lehramt an Mittelschulen. Ziemlich schockierend wie wenig tatsächlich das Lehramtsstudium für Mittelschulllehrer wert ist! Man kann es einfach weg fallen lassen. Die nächste Bastion, die fallen wird, ist das Referendariat. Schon jetzt können sich Studienabschließer, die noch Zeit haben, bis das Ref. beginnt, sich etwas dazu verdienen, indem sie sich als mobile Reserve zur Verfügung stellen. Natürlich kann der zukünftige Referendar so sehr viele nützliche, praktische Erfahrungen sammeln, außerdem steht schon jetzt kaum noch eine Ersatzlehrkraft bei Erkrankung zur Verfügung. Irgendwie muss man sich jedoch als Bewerber fürs Lehramt die Frage stellen, warum man diesen gesellschaftlich wichtigen Beruf ergreifen will. Was man dabei vermutlich da noch gar nicht überblickt, ist die Tatsache, dass genau das Lehramt für Mittelschule besonders anspruchsvoll ist. Sicherlich werden die meisten Studienabgänger den Unterrichtsstoff an sich verstanden haben, also beispielsweise eine einfache Bruchgleichung lösen können. Diese Pflichtschule ist jeoch ein Sammelbecken verschiedenster Nationalitäten, gesellschaftlicher Schichten, Begabungen, Resultate unterschiedlicher Erziehungsstile oder gar Verwahrlosung. Nicht zuletzt die steigende Rate der zu inkludierenden Kinder verlangt einer Lehrkraft sehr viel an Fachwissen, Unterrichtspraxis und Persönlichkeit ab. Bei wachsenden Schülerzahlen in einer Klasse. Schon lange wird beklagt, dass man hier ganz besonders die soziale Schere sehen kann. Sie wird sich weiter öffnen. Mir ist vollkommen neu, dass Engagement und Begeisterung mangelnde Professionalität ersetzen können. Ich bin schon gespannt, was der Soziologe nach seinem vierwöchigen Orientierungspraktikum sagt.
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