Samstag, 17. Juli 2021

Tag 492 und ein ganzer Tag in der Stadt

Heute war Strategietag des Vereins. In vornehmer Adresse.

In der Wohnung, in der man sich traf, arbeitet heute eine, sagen wir, Beratungs- und Coaching- und Entwicklungsmann- und Frauenschaft.

Das Treffen war produktiv. Das erste Mal wieder physisch.

In der Wohnung wohnte bis 1941 eine jüdische Familie. Vater und ältester Sohn reisten rechtzeitig in die USA aus, die Mutter und drei Kinder wurden deportiert und ermordet.
Der Sohn wollte bis zu seinem Tod Stolpersteine errichtet haben. Sie wurden auch eingesetzt, aber auf Initiative des Münchner Stadtrats und Frau Knobloch wieder heraus gerissen. Sie könnten ja auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt werden. Er hat es jedenfalls nicht mehr erlebt, trotz seiner vielen Telefonate aus den USA. Es gibt ein Buch von ihm: "Dies ist mein letzter Brief".

Hier die Bilder aus der Stadt.

Die Frauentürme in der Ferne bei trübem Wetter.

Die Isar ist voll. Braunes Wasser.

Blick vom Balkon nach gegenüber.

München ist immer noch bunt. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel tragen Regenbogenfähnchen.

Die große Journalistin Ingeborg Schober, viel zu früh verstorben, schrieb den Artikel "Maskulin Feminin" vor 41 Jahren. Er ist eine Abrechnung mit Männerdomäne in der Rockmusik. H. hat ihn sich aus seiner Bibliothek wieder hervor geholt.

Gelesen: Nicht einmal die Tageszeitungen.

Gehört: Noch nicht das heutige Diagonal über Lee Scratch Perry. Wird aber nachgeholt, es ist ja eine Woche Zeit dafür. Reggae aus der Schweiz.

Gegessen: Kleines Stückchen mariniertes Schwein mit Minikartoffeln und sehr buntem Salat. Dazu Dünnbier.

2 Kommentare:

  1. Der Münchner Stadtrat wird in der Frage der Stolpersteine vermutlich der Argumentation Frau Knoblochs gefolgt sein. Diskussion und Abstimmungsverhalten ist mir leider nicht bekannt. Jedenfalls bedaure ich dessen Entscheidung sehr, denn ein ehrlicheres Gedenken kann ich mir kaum vorstellen. In vielen anderen Städten Deutschlands ist es mir schon passiert, dass ich - im wahrsten Sinne des Wortes - darüber stolperte (und nicht mit Füßen trat), dass genau „hier“ inmitten der Gesellschaft ein Mensch lebte, der von einem Unrechtssystem in den Tod geschickt wurde. Und deshalb scheint mir auch „da“ der zuständige Ort des Gedenkens zu sein!
    Und zudem eine Mahnung, denn nach meinem Verständnis ist damit noch die wichtige Botschaft verbunden, dass kaum jemand behaupten kann, von nichts gewusst zu haben.

    Es macht mich traurig, dass dem überlebenden Sohn diese Form der Erinnerung an sein Elternhaus und seine Familie versagt wurde.

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    1. Frau Knobloch gibt hier leider den Ton an und die Stadverwaltung folgt ihr. Es gibt zwar eine kleine jüdische Opposition, die aber kein Gehör findet, weder bei den Grünen noch bei deren Koalitionspartner SPD. Lediglich auf privatem Grund wurden in München Stolpersteine gesetzt.

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