Mittwoch, 6. Oktober 2021

Tag 573 und Erinnerung an Babyn Jar

An dieser Stelle wurde über Gil Ofarim berichtet. Der Beitrag ist gelöscht.

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Vor Tagen, oder waren es Wochen, hatte H. einen (politischen) Traum. Bitte, es war wirklich ein Traum: Er träumte unter anderem, dass alle Menschen, die auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, aufgefordert wurden, binnen 72 Stunden Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu verlassen. Das passierte im Traum sehr schnell und es gab Szenen wie 2015 am Münchner Hauptbahnhof.

Nach wenigen Wochen war um die drei Bundesländer eine Mauer gebaut - dann brach der Traum ab. H. wachte verstört auf.

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Unerträglich ist indessen, dass es in Deutschland vermehrt zu derartigen Vorfällen kommt. Kein Mensch, der ein Kreuz an einer Halskette trägt, wird belästigt. Genauso wenig würde H. es dulden, wenn Z. wegen ihres Kopftuches Nachteile zu ertragen hätte.

In seiner Fußpflegepraxis hing nach der Übergabe an eine neue Inhaberin an einer Wand ein Kreuz. H. fragte, warum nicht auch Zeichen anderer Glaubensrichtungen aufgehängt würden: Verständnisloses Schweigen.

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Babyn Jar: Ende September jährte sich das schrecklichste Massaker des 2. Weltkriegs zum 80. Mal.

 

 

1 Kommentar:

  1. Tatsächlich ein verstörender Traum. Aber nicht ganz unrealistisch, was ihn noch verstörender macht. Die Medien äußerten sich nach dem geschilderten Vorfall unterschiedlich. Ich nahm die Äußerungen sehr konzentriert auf. Bildete ich es mir ein oder gab es etwa auch Verharmlosendes, Beschwichtigendes? Ein "Geschmäckle". Einer der Mobber stellte sogar selbst eine Anzeige. Sozusagen eine Gegenanzeige. Wenn ich mir so den Geschichtsunterricht, ich kenne nur den Lehrplan der Mittelschule, anschaue, kam und kommt die ehrliche Aufarbeitung der Zustände im 3. Reich definitiv zu kurz. In der DDR hat wohl nie eine stattgefunden (jedenfalls hat man das im Westen nicht mitbekommen), da war klar welcher Teil Deuschlands verantwortlich war. Es ging vor allem darum Reparationszahlungen klein zu halten und zu vermeiden. Man spricht auch heute nicht gern darüber und wer möchte zugeben, dass auch in der eigenen Familie Mitläufer und Täter waren? Man hat es versäumt Zeitzeugen in größerem Umfang sprechen zu lassen und in Schulen einzuladen. Nun ist es zu spät. Die Möglichkeit zu einer wirklichkeitsnahen, persönlichen Auseinandersetzung wurde vermieden, lieber Geschichtszahlen gepaukt und neutrale Fakten aufgelistet. Da kommen keine Gefühle auf. Vor Jahren gab es im Münchner Rathaus eine sehr packende Ausstellung. Dort wurden beispielsweise handschriftliche Anzeigen und Denunziationen von Privatbürgern veröffentlich, die ihre jüdischen Nachbarn anzeigten und verunglimpften. Das Lesen dieser Handschriften war schwer erträglich. Diese Ungeheuerlichkeiten hat sich ein menschliches Gehirn ausgedacht! Aber ist es heute nicht noch einfacher in die Anonymität einzutauchen und in den neuen Medien Gift zu verschießen?

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