Mittwoch, 2. Februar 2022

Tag 683 und Mariä Lichtmess

Der 2. Februar war bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts im bäuerlichen Niederbayern ein besonderer Tag. Ursprünglich, bis 1912, gesetzlicher Feiertag, war er lange Zeit noch ein sog. "Schlankldog", ein "halber" Feiertag für Bauern und Zugehörige.

Als es auf den Höfen noch Gesinde gab, wurde vom 2. bis 5. Februar oft die Stelle gewechselt. Die Kerzen, die man das Jahr über brauchte, vor allem die schwarzen "Gewitterkerzen (Wedakirzn)" wurden an diesem Tag in der Kirche geweiht.

In der christlichen Liturgie ist der 2. Februar der 40. Tag nach Weihnachten, an dem die Darstellung Jesu im Tempel und die Reinigung Marias stattfindet. Nach jüdischem Brauch, von den Christen übernommen, galt eine Frau 40 Tage nach einer Geburt als "unrein", nach der Geburt eines Mädchens sogar 80 Tage!. (Die Zahl "40" spielt in orthodoxen Religionen noch eine andere Rolle, z. B. der findet ein Grabbesuch 40 Tage nach einer Beerdigung statt.)

Die Darstellung Jesu folgt auch einem jüdischen Ritual: Beschneidung am 8. Tag, Reinigung Mariä, Präsentation des Erstgeborenen nach 40 Tagen:

"1 Der HERR sprach zu Mose: 2 Sag zu den Israeliten: Wenn eine Frau empfängt und einen Knaben gebiert, ist sie sieben Tage unrein, wie sie in der Zeit ihrer Regel unrein ist. 3 Am achten Tag soll man die Vorhaut des Kindes beschneiden 4 und dreiunddreißig Tage soll die Frau wegen des vergossenen Blutes im Zustand der Reinigung bleiben. Sie darf nichts Geweihtes berühren und nicht zum Heiligtum kommen, bis die Tage ihres Reinigungszustands vorüber sind. 5 Wenn sie ein Mädchen gebiert, ist sie zwei Wochen unrein wie während ihrer Regel. Sechsundsechzig Tage soll sie wegen des vergossenen Blutes im Zustand der Reinigung bleiben. 6 Wenn die Tage ihres Reinigungszustands für einen Sohn ebenso wie für eine Tochter vorüber sind, soll sie ein einjähriges Schaf als Brandopfer und eine Felsentaube oder eine Turteltaube als Sündopfer zum Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes bringen." (3. Buch Mose 12, 3-4)

Es gab auch ein Armenrecht: Zwei Tauben als Opfer statt einem Lamm und einer Turteltaube. Maria nahm dieses Recht in Anspruch.

Sodann wird der Erstgeborene präsentiert, nachdem die Frau dem Priester ein Reinigungsopfer gebracht hat.

 Bild: Giovanni Bellini

Und das alles an Lichtmess, zumindest das Gedenken und Feiern. Aber früher war mehr Zeit übrig für derart spirituelle Dinge.

Quellen: Eigenes Erleben in den 50er bis 70er Jahren

sowie

https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Maria-Lichtmess.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Darstellung_des_Herrn

https://www.bibleserver.com/EU/3.Mose12%2C2-4

2 Kommentare:

  1. Was hier im Blogpost beschrieben wird, ist die christliche (Fehl-)Wahrnehmung oder freundlich gesagt "Umgestaltung" jüdischer Traditionen. In meinem Blogbeitrag ist die jüdische Perspektive beschrieben:
    https://naunynblog.wordpress.com/2016/02/04/maria-lichtmess/

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  2. Ja, N.Aunyn, das habe ich auch ausgedrückt. Wie weit es eine Fehlwahrnehmung ist, oder ob Wahrnehmungen anderer Glaubensgemeinschaften nicht auch solche sind, sei dahin gestellt.

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