Donnerstag, 10. Februar 2022

Tag 691 und die Schulleiterfreundin regt sich auf: Ihr 18. Beitrag

Lieber Hauptschulblues!

Du hast es ja in einem der vorigen Blogbeiträge gesagt: Es gibt verschärfte Zugangsbestimmungen zum qualifizierenden Schulabschluss und während man früher so oft wiederholen konnte wie man wollte, gibt es jetzt nur 2 Versuche.

Schüler, die ein Problem mit dem Schulabschluss haben, finden oft wenig bis keine Unterstützung im Elternhaus. Die Eltern ihrerseits wollen natürlich den bestmöglichen Abschluss. Oft haben sie jedoch selbst keinen Schulabschluss oder sind gar Analphabeten (Notabene: Ich spreche über meine Klientel). Dieses Problem wird oft klein geredet, dabei ist es sehr präsent. Ein Beispiel: Gerade sollten die Eltern ihr Einverständnis zum Pooltest geben, dabei gab es verschiedene Variationen anzukreuzen. Die meisten Eltern haben nichts angekreuzt oder sogar den Pooltest verweigert. Nicht weil sie Schwurbeldenker sind, sondern weil sie aus Unvermögen Angst haben, das "falsche Kreuz" zu setzen.

Schüler, die letztes Jahr an der Hürde Quali gescheitert sind, wollten sich nun heuer wieder dafür anmelden. Sie nahmen sich alle Bögen mit heim, wiedergekommen ist bisher keiner. Tatsächlich sind viele Schüler bei solchen Entscheidungen auf sich selbst gestellt.

Es kommt nun häufig vor, dass sie letztes Jahr gescheitert sind, weil Schule komplett Nebensache war. Natürlich haben sie sich gern mit dem Kumpel in der Schule getroffen. Alle haben sich zum Quali angemeldet. Dass XY bestanden hat und man selbst nicht, konnte nur Zufall bzw. Pech gewesen sein. Also probiert es man jetzt wieder, wobei man es als Externer schwieriger hat, da man sich jetzt auch noch überwiegend selbständig vorbereiten muss. Weil man den Lernstoff letztes Jahr schon einmal durchgenommen hat, tritt man (unvorbereitet, ist ja alles bekannt) erneut an. Die erste Prüfung gerät dann schon zum ersten Fiasko, daher meldet man sich zur 2. Prüfung krank... Manche erweisen sich als wenig belastbar, für jede 2. oder 3. Prüfung wird ein ärztliches Attest vorgelegt. So müssen viele Nachholprüfungen organisiert werden. Gerade in Coronazeiten hat diese Tendenz sehr stark zugenommen.

Auch die Anzahl der Institute, die Qualivorbereitungen anbieten, schießt aus dem Boden wie bei uns am Berg die Schwammerl nach warmem Regen. Man möchte seine Schäfchen gesammelt an einer Schule zur Prüfung sehen. Die Schule hat zu der eigenen Anzahl von Prüflingen dann noch einmal so viele externe Prüflinge.

Verständlich, dass die Schulen ächzten und nach neuen Regeln verlangten. Jetzt haben wir sie und natürlich wird es für die Schulen eine Erleichterung sein, da die Hürden höher sind und sie mit weniger externen Prüflingen zu rechnen haben.

Dadurch, dass die meisten Jugendlichen im Jahr nach der ersten verpatzten Qualiprüfung gleich wieder antreten, kommt es dazu, dass die Zahl der Schüler ohne diesen Abschluss steigen wird. Es geht nur noch 2x.

Auf der anderen Seite soll der Abschluss nicht entwertet werden. Das ist aber schon mit allen Abschlüssen geschehen, denn in Coronazeiten wurden die Schulen angehalten besonders gnädig zu sein. So kam es, dass viele Schüler ohne Voraussetzung an weiterführende Schulen wie Gymnasium oder Realschule strebten ohne die Eignung zu haben. Die Schleife führt dann irgendwann wieder zu uns zurück...- zum Quali.

Es grüßt Dich die Schulleiterfreundin

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