Mittwoch, 3. August 2022

Tag 863 mit Corona (Tag 159 des Krieges) und noch einmal Roman

Gestern war das Gedenken an Hannes Schmidt. Da fiel die Lücke, die Roman Bunka hinterlassen hatte, besonders schmerzlich auf. Deswegen heute: Der Nachruf von Roland Biswurm, (www.br.de. Roland war vorgestern auch anwesend.)

Musiker und Brückenbauer Roman Bunka gestorben

Der Pionier des Krautrocks spielte mit Bands wie Embryo und mit Musikern wie Charlie Mariano, Trilok Gurtu und Mohamed Mounir. Nun ist der Komponist, Gitarrist und begnadete Oudspieler Roman Bunka im Alter von 70 Jahren gestorben.

Schon mit 13 Jahren war sein sehnlichster Wunsch ein Tonbandgerät, das Röhrenradio seiner Eltern hatte er in sein Zimmer geschleppt und die alte Gitarre seines Vaters spielte er zur Begeisterung der Nachbarn unter voller Lautstärke. "Was ich damals mit 13 gemacht habe, mache ich im Grunde immer noch. Daraus ist inzwischen mein Beruf geworden", erzählte der Musiker.

Die wilden 70er: Anfänge des "Krautrock" und EMBRYO

Der gebürtige Frankfurter wuchs in Würzburg auf und fand in den frühen 70er Jahren nach München. Dort schrieb er an einem wichtigen Teil der bundesdeutschen Rock-, der sogenannten "Krautrock"-Geschichte mit, musizierte mit EMBRYO, einem der bis heute wichtigsten Musikerkollektive, jammte mit befreundeten Bands wie Missus Beastly, Kraan, Amon Düül 2, und vielen mehr.

"Die ersten Touren mit Embryo gingen nach Marokko, Indien und Afghanistan. Da hat man so viel außereuropäische Musik gehört, das war natürlich schon ein enormer Einfluss. Und da hat man merkte, wie reich die Welt der Musik überhaupt ist und was für ein Schatz das bis heute ist." Roman Bunka

Avantgarde-Rock und Filmmusik

In den 1980er Jahren veröffentlichte Bunka sein erstes Soloalbum "Dein Kopf ist ein schlafendes Auto". Dieses wurde später als Avantgarde-Rock mit orientalischen Melodien bezeichnet. Es folgten zahlreiche Konzerten in Ägypten, unter anderen zum Jahresanfang 2000 vor den Pyramiden von Gizeh oder auch mit Abdu Dagir, den Dissidenten und Fathy Salama zusammen. In den 1990er Jahren begann der Weltmusiker dann auch noch, für Regisseure wie Fritz Baumann, Heiner Stadler und Doris Dörrie Filmmusik zu komponieren. Dabei verstand es Bunka stets seine musikalischen Einflüsse zu vereinen, und als "Grenzgänger" neue Projekte zu initiieren um den "Dialog der Musikkulturen" voranzutreiben.

Instrumentenkünstler und Brückenbauer

Roman Bunka suchte und fand Instrumente, die er sämtlich ausprobierte, studierte und modifizierte: die Oud etwa, eine arabische Knickhalslaute, ohne Bünde, wie auch die Veena oder die Sarod aus Indien. Roman Bunka gehörte zu den unbestrittenen Meistern dieses Instruments und wurde in der arabischen Welt als Held gefeiert. Er wurde von Superstars wie dem ägyptischen Sängerschauspieler Mohamed Mounir als musikalischer Leiter engagiert und galt als Brückenbauer zwischen den Musikkulturen. Mit dem Münchner Kollektiv "Jisr – Brücke", einem aktuellen Weltmusikprojekt, war er in Indien und Pakistan unterwegs. Außerdem spielte er auch die 'alte Elektrische', die rote Fender Stratocaster Rock'n' Roll Gitarre, im schrullig-schön altmodischen Trio Blu Shururu mit dem Sprechersänger HAJÜ Schmidt und dem Kontrabassisten Georg Janker. Nur vor wenigen Wochen starb der Künstler HAJÜ Schmidt, nur wenig jünger als Bunka, und auch Christian Burchard, sein Weggefährte und Embryo-Mitgründer, verstarb vor vier Jahren. Nun ist auch Roman Bunka nicht mehr unter uns. Als Musiker und Brückenbauer der Musikkulturen bleibt er unvergessen.

"Dein Kopf ist ein schlafendes Auto" - Live im Milbertshofener Zentrum/München/Germany 1980 (Milbenzentrum): Roman Bunka (guitar, oud, vocals) Gerald Luciano Hartwig (bass) Freddy Setz (drums, percussion)

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