Heute wäre die große Dichterin Friederike Mayröcker 98 Jahre alt geworden. Sie war nie im Gespräch für den Literatur-Nobelpreis, hätte ihn aber viel mehr verdient als ein wunderlich alternder Rockdichter (den H. allerdings auch gut leiden kann).
"Liebe" zieht sich durch ihr Werk; ihre große Liebe war Ernst Jandl, den sie im Jahr 2000 verlor und um den sie bis zu ihrem Tod trauerte.
Jetzt liegen beide auf dem Zentralfriedhof (Lied von W. Ambros 1974) in Wien.Alle Bilder deutsche Wikipedia
FÜR ERNST JANDL
ich hänge jetzt an der Flasche sagt er
rufe dich an wenn die Infusion vorüber ist sagt er
Sie werden nur grüne Tücher sehen und vermummte
Gestalten sagt der Chirurg
ich flüchte in die Spitalskapelle die Hostie
der Psychopharmaka unter der Zunge.
ein Häufchen Blume ein Häufchen Schnee, der Tod sage ich
diese vertrackte Haarnadelkurve eine Frivolität eine Verdammung
aaaaasage ich
ich bin schon nicht mehr bei Sinnen, schwimme
in seinen Augen ein angelfüchsischer Traum
vom Himmel auf die gesprenkelte Erde herab sehe ich
die Haare waren Spinnweben plötzlich in seinem
Nacken über welchem das Hemd offenstand lange verblaszte
Haare in seinem Nacken ich schlang eines um meine Finger
zärtliche Wickel des Lichts nämlich auch Niederflur
oder die anderswo weiszen Veilchen.
Da es eine Schande ist, dass es zu diesen Eintrag zu beiden wunderbaren Poeten keinen Kommentar gibt, hier nun doch einen: danke für diese Zeilen und dem ungemein berührenden Gedicht.
AntwortenLöschen(Es traf mich zu der Zeit da sich der Tod meines Vaters zum 8 Mal jährte besonders)
Dankeschön. Ja, der Blog wird viel gelesen, aber wenig kommentiert. Mit ist das egal. Umso mehr freue ich mich aber über die Leser:innen, die oft etwas sagen.
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