Sonntag, 1. Januar 2023

Tag 1013 mit Corona, Tag 309 des Krieges und: Bräuche zum Jahresende

H. erinnert sich an verschiedene Bräuche, die in seiner Kindheit eine Rolle spielten. Getragen waren sie durch starken Aberglauben und dessen Überlieferung.

  • Neujahr anblasen

Der Winter, den es damals noch gab, sollte hinaus geblasen werden. Eine Blaskapelle von mindestens 5 Musiker:innen zog von Haus zu Haus und bekam meistens Geld, aber auch manchmal einen Schnaps. Im Laufe des Tages wurde so die Musik immer freier.

  • Weihwasser heimgetragen

Es wurde darauf geachtet, dass immer ein gewisser Vorrat zu Hause war. Mit der Milchkanne, in die zwei Liter passten,  wurde es heim getragen.

  • Hof ausräuchern

Ein mit glühender Kohle gefülltes Bügeleisen, darauf jede Menge Weihrauch, so zog man über den Hof und in die Stallungen, das Eisen wild schwenkend und der Feuergefahr trotzend.

  • Schneeball

Anschließend daran wurde ein in Weihwasser (s.o.) getränkter Schneeball - es gab kein Silvester ohne Schnee - über das Hausdach geworfen, um so einen Schutzschirm zu schaffen.

  • Bäume besprechen

Das war ein Gang durch den Obstgarten, den jeder Hof und jedes Häusl hatte. Die Bäume wurden gelobt, es wurde ihnen zugesprochen, manche wurden ermahnt. Das macht H. heute noch.

  • Zu den Tieren gehen

Am späteren Abend es 24., vor der Christmette, wurden die Tiere im Stall besucht und sie bekamen einen Leckerbissen: Rinder und Schweine Äpfel. Um Mitternacht sollten sie reden, H. hat jedoch nie etwas gehört.

  • Neujahr anwünschen

Am ersten Januar wurden die Nachbarn besucht und Glückwünsche ausgesprochen, gegen einen Schnaps. Kinder erhielten Plätzchen. Eine Selbstverständlichkeit in der Nachbarschaft, allerdings ohne Schnaps.

  • Keine Schulden

Schulden sollten im alten Jahr noch beglichen werden. Lustig: Die Heizungsfirma schickt immer zum 30.12. die Rechnung, so dass noch spätestens am 31.12. überwiesen werden kann. Daran hält sich Frau H.

  • Keine schmutzige Wäsche

Wäsche sollte ebenfalls vor dem neuen Jahr gewaschen werden, auf keinen Fall über Silvester hängen. Das bringt Unglück in Form böser Geister.

  • Rauhnächte

Es gibt derer 12, vom ersten Weihnachtsfeiertag bis zur Nacht auf Heilig Drei König. Was man in den Nächten träumt, wird den entsprechenden Monaten des kommenden Jahres zugeordnet.

  • Die Heiligen Drei Könige

Sie kommen zwischen Neujahr und dem 6. Januar, mit Sprüchen und Liedern und werden beschenkt, mit Geld und/oder Süßigkeiten. H. bestellt sie jedes Jahr bei der nahegelegenen Pfarrei. Sie sammeln für die Dritte Welt und schreiben mit Kreide an die Haustüre: 22 C + M + B 23. Das sind nicht die Namen der Könige, sondern die Anfangsbuchstaben von: Christus mansionem benedicat. Obwohl stark heidnisch veranlagt, legt H. auf diesen Brauch Wert.

1 Kommentar:

  1. Ein "Brauch" wurde nicht genannt. Ballern ist eher eine Unsitte. Allein in München gab es rund 500 Polizeieinsätze. Zum Jahreswechsel soll es gute Vorsätze geben. Hier wird wohl alles vergessen.
    Ungute Gefühle kamen schon auf, als man das überquellende Angebot von Sprengkörpern in Supermärkten beobachten konnte und die gähnende Leere kurz vor Geschäftsschluss an Silvester.
    Manche Menschen wüteten destruktiv, wobei sie sämtliche soziale Grenzen überschritten. Einer Frau wurde ein Feuerwerkskörper direkt ins Gesicht geworfen. Gewarnt wurde auch davor Möbel und andere brennbare Dinge auf dem Balkon zu belassen. Brände, die dann auf die Wohnung übergriffen waren die Folge. In Großstädten wurden Feuerwehren und Einsatzfahrzeuge attackiert.
    Ballermaterial wird eigentlich nur an volljährige Personen verkauft. Trotzdem sah man schon seit Donnerstag Zehnjährige in kleinen Grüppchen mit Tüten durch die Dunkelheit huschen. Besonders in Briefkästen kracht es besonders gut und auch Tiefgarageneinfahrten sind geeignet. Manche hatten offensichtlich derart viele Feuerwerkskörper gekauft, dass Silvester einfach zu kurz war und man jetzt noch weiter ballern muss.
    Abgesehen von der finanziellen Ausgabe (das Gejammer über finanzielle Belastungen war kurzzeitig verstummt) konnte man kaum Umweltschützer vernehmen oder sehen, die sich an Silvester irgendwo festklebten. Vereinzelt konnte man lesen, dass Wildtiere verschreckt würden und man seinen Freigänger einsperren sollte.
    Als ich gegen 1 Uhr nachts noch meine Nase ins Freie steckte um meinen Balkon auf eventuelle Schäden zu überprüfen, vor allem um zu sehen, ob das Katzenschutznetz noch intakt war, konnte ich einen beißenden Rauch vorbeiziehen sehen.
    Am nächsten Morgen eröffneten sich in der Morgensonne erbärmliche Zustände: Vor allem in Grünanlagen an verschieden Flecken verteilt die Reste! Fürs Aufräumen sind natürlich andere Personen zuständig.
    Aber so war das nach Corona endlich wieder eine "geile" Party.

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