Montag, 17. Juli 2023

Drei Jahre und 111 Tage mit Corona, 1 Jahr und 140 Tage Krieg und: Eine Familie, Faschisten und der Staat

Eine H. gut bekannte Familie aus Braunau hatte ein Erlebnis mit Neonazis. Kann ja jede/m/r passieren. Interessant ist der Vorfall allerdings, wie die Staatsorgane reagierten bzw. nicht reagierten, bzw. jetzt so spät, dass die Ermittlungen ins Leere laufen werden.

Ach ja: Braunau ist die berühmte Geburtsstadt, in der sich häufig Faschisten treffen, um ihrem geistigen Führer zu huldigen. Und: In Oberösterreich wurde kürzlich eine rechtsradikale Rockerbande nebst erschreckendem Waffenarsenal ausgehoben.

Und: H. erwartet wieder einen rechten Angriff auf seinen Blog. Aber das kriegt er gebacken.

Fast noch schlimmer: Einige Kommentare in der Braunauer Lokalzeitung.

Rundfunk, Fernsehen und überregionale Medien Österreichs und auch Deutschlands reagierten mittlerweile, aber es gibt nicht Neues.

Lesen Sie (oder auch nicht).

Quelle:
 
"Erschreckend, dass das so normal ist"
Männer zeigen rechte Tattoos im Freibad Braunau

  • Laut Polizei haben die Beamten die Männer nicht gesehen (Symbolfoto).
  • Foto: Daniel Scharinger
  • Hochgeladen von Elisabeth Latzelsberger
    Trotz des Verbotes, zeigten sich, laut einer Frau, kürzlich Männer im Freibad Braunau mit tätowierten NS-Runen.

BRAUNAU. Als sich X.X. mit ihrer Familie auf einen Liegeplatz im Freibad Braunau legte, fiel ihr ein Mann mit NS-Runen auf. "Am Bauch des Mannes stand in sehr großen Buchstaben 'Blut und Ehre' geschrieben", berichtet die Besucherin der BezirksRundSchau. Im Freibad verteilt hat sie noch fünf bis sechs weitere Männer mit ähnlichen Tattoos gesehen. "Solche Tattoos öffentlich zu zeigen ist strafbar und fällt unter das Abzeichengesetz", erklärt ein Sprecher der Polizei. Das Strafmaß beträgt bis zu 4.000 Euro Geldstrafe und bis zu einem Monat Freiheitsstrafe.

Angst vor den Folgen

Um nicht wegzuschauen, beriet sich die Besucherin mit ihrem Mann und sie entschlossen sich, die Polizei zu verständigen. "Die Polizei ist zwar gekommen, sie sind aber nicht in das Freibad gegangen, sondern draußen geblieben. Mein Mann hat dann noch mit ihnen telefoniert und die Beamten meinten, die Bademeister sollen die Männer vor das Freibad bringen." Aber auch die Bademeister haben die Männer nicht angesprochen.

"Wir haben ihnen genau gesagt, wo sie sind und es ist auch einer der Bademeister an ihnen vorbeigegangen, aber sie haben nichts gemacht. Einer der Bademeister meinte, er hätte Angst sonst selbst auf die Abschussliste dieser Männer zu gelangen", berichtet die Freibadbesucherin.

Einsatz beendet 

Seitens der Polizei in Braunau heißt es, dass die Beamten nach den besagten Männern Ausschau gehalten hätten, diese aber nicht gesehen haben und daher keine Anzeige verfassen konnten. Sie hätten die Bademeister über den Vorfall informiert und den Einsatz sachgemäß wieder beendet. X.X. versteht dieses Handeln nicht. Sie ist sich sicher: "Wenn man schon den Mut hat, und etwas sagt, verstehe ich nicht, warum dann nichts passiert. Was mich daran stört, ist, dass das so normal ist."

Ermittlungen laufen weiter – Update, 17. Juli, 11.20 Uhr

Wie ein Sprecher der Polizei OberÖsterreich bestätigt, laufen die Ermittlungen in der Causa derzeit weiter. Auch der Verfassungsschutz wurde mittlerweile eingeschaltet. Allerdings dürfte, entgegen erster Schilderungen, nur ein Mann mit NS-Tätowierungen im Braunauer Freibad gewesen sein. Die Anzeiger sowie zwei Bademeister hätten, so schildert die Polizei den Sachverhalt, versucht, den tätowierten Mann im Bad ausfindig zu machen – was nicht mehr gelang. Die Polizeibeamten sollen währenddessen vor dem Freibad gewartet haben. Sie wollten vermeiden mit ihrer Uniform im Freibad zusätzliche Aufmerksamkeit zu erzeugen, heißt es von der Landespolizeidirektion.

Reaktionen aus der Politik

Kommentar von David Stögmüller. | Foto: Screenshot/Twitter

Auch Nationalratsabgeordneter David Stögmüller (Grüne) meldete sich auf Twitter zu Wort. In seinem Kommentar verurteilt er das Verhalten der Polizei und kündigt eine parlamentarische Anfrage an.

Andreas Peterlechner (SPÖ) positioniert sich klar gegen diese Tätowierungen: "In einem Land wie Österreich, mit dieser Geschichte, ist das kein Kavaliersdelikt." Er fordert mehr Aufklärung für das Thema.




 
 
  

4 Kommentare:

  1. Erschreckend ist das Verhalten der Polizei. Leider stinkt bekanntlich der Fisch vom Kopfe her und so werte ich dieses Nicht - Handeln.
    Dass Dummheit, Ignoranz und mangelndes Geschichtsbewusstsein aus den Kommentaren ersichtlich ist neben Offenbarung des eigenen rechten Gedankenguts zeigt, wie weit die Schamlosigkeit in der Gesellschaft bereits gediehen ist.
    MfG, Trulla

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    1. Das Verhalten der Polizei ist tatsächlich sehr erschreckend. Oftmals verschwimmen die Grenzen und man fragt sich: Ist das Angst vor der Gewalt oder kann man schon eine Akzeptanz dieses Gedankenguts annehmen? Mangelndes Geschichtsbewusstsein ist ebenfalls schon weit verbreitet.

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  2. angst und falsch verstandene toleranz sind schlechte ratgeber, miteinander aufstehen und haltung gegen rechtsaussen zeigen ist not-wendig. mich beunruhigt das sehr, ist ein rückschritt, wo doch gelernt werden muss. bildung würde helfen, auch bei manchen bei der polizei, die die opferperspektive sehen müssten. mfg, roswitha

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