- Jede/r achte Erwachsene in Deutschland kann nicht problemlos lesen und schreiben, das sind 12,5%.
- Unter diesen Menschen gibt es viele, die einzelne Sätze lesen können, aber zusammenhängende Texte nicht verstehen.
- Ungefähr 4% der Menschen in Deutschland können einzelne Buchstaben und Wörter lesen und schreiben, auf keinen Fall Texte verstehen: Funktionale Analphabeten sind Menschen, die zwar Buchstaben erkennen und ihren Namen und ein paar Wörter schreiben können, die jedoch den Sinn eines etwas längeren Textes
entweder gar nicht, nicht schnell genug und mühelos verstehen, um
praktischen Nutzen davon zu haben ...
- 58% der funktionalen Analphabeten sind Männer, 42% Frauen.
Indien macht gerade einen Riesensprung: Bei den 45 - 49jährigen Frauen sind 46% alphabetisiert, bei den 15 - 19jährigen Mädchen und Frauen bereits 90%.
Quelle der Zahlen: ZEITleo vom 25. Januar 2024.
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Analphabetismus hat nicht unbedingt etwas mit mangelnder Intelligenz zu tun. Eher etwas mit mangelnder Förderung im Kindesalter. Wer liest seinen Kindern noch vor? Wer nimmt sich die Zeit und liest zusammen mit seinem Kind? Wer ist positives Lesevorbild? Wer geht mit seinem Kind in eine Bücherei?
AntwortenLöschenDie ersten Schuljahre laufen oft für Kind und Eltern anstrengend ab. Wenn nun in dem wichtigen ersten Schuljahr das Kind länger erkrankt, bilden sich schnell Lücken. Diese werden mitgenommen und oft nicht mehr geschlossen.
Zwei Freundinnen sind Sonderschullehrerin. Seit ich sie kenne, weiß ich, wie mühsam es ist, Kindern, die Förderbedarf haben, Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Es dauert manchmal Jahre. Und über die Ferien vergessen sie wieder alles. Wie schwer muss es dann bei Erwachsenen sein! Und die schämen sich noch, wenn sie es nicht können.
AntwortenLöschenLiebe Grüße croco
Tatsächlich gibt es in Deutschland viele funktionale Analphabeten, die alle unser Schulsystem unbeschadet durchlaufen haben. Das ist in der Lehrerschaft ein offenes Geheimnis. Neu ist hingegen, dass selbst Realschüler oder gar Gymnasiasten eine schlechtere Lesekompetenz aufweisen. Die Betroffenen sind darauf angewiesen, dass ihnen bei Schulaufgaben alle Aufgabenstellungen vorgelesen werden. Das tun fast alle Lehrkräfte bereitwillig und erklären dann noch. Schon früh fangen die funktionalen Analphabeten an sich gewisse Vermeidungsstrategien zuzulegen, die sie im Laufe ihres Lebens perfektionieren. So fällt oft nur zufällig auf, dass dieser Erwachsene nicht lesen kann. Natürlich schämt man sich und möchte sich nicht outen, indem man die vorhandenen Hilfsangebote annimmt und so jeder sieht, was los ist. Das muss dringend aus der Tabuzone gebracht werden.
AntwortenLöschenIch habe in Andalusien noch Menschen aus der Generation meiner Eltern gekannt, die unter den Faschisten nicht die Möglichkeit hatten, zur Schule zu gehen. Einer hat mit über fünfzig Jahren Lesen und Schreiben gelernt und danach zwanzig Jahre lang geschimpft, dass in den Büchern auch nur Lügen stehen. Nun ja. (Kopfrechnen konnten die allerdings fast alle blitzschnell.)
AntwortenLöschenMit funktionalen Analphabeten oder mit Leuten, die regelrecht Angst vor längeren Texten haben, habe ich im Beruf häufiger zu tun. "Längere Texte" heißt: eine DIN A 4 - Seite. Man möchte nicht glauben, dass es so etwas in unserem Land in unserer Zeit noch gibt.