Es gibt in der Schweiz eine Schule, die ohne Noten und traditionelle Lehrkräfte auskommt. Es ist die Villa Monte, 1983 gegründet.
Sie umfasst Kinderhaus, Primar- und Sekundarschule und wird zur Zeit von 120 Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 16 Jahren besucht.
Die Villa Monte nennt sich selbst "Schule der Kinder". Es gibt keinen Unterricht, keine Lehrkräfte, keinen Stundenplan, keine Klassen, keine Prüfungen und keine Zeugnisse.
Die Kinder und Jugendlichen trödeln am Vormittag ein und beginnen sofort zu "spielen": An der Nähmaschine, in der Holzwerkstatt, sie zeichnen, malen Buchstaben ab, legen eine Bauklötzchenschlange quer durch das Haus. Sie lernen irgenwann lesen, indem sie anfangen, Buchstaben nachzumalen.
Natürlich gibt es auch Erwachsene im Kinderhaus, in der Schule und in der Küche: Sie sind aber keine Lehrkräfte im herkömmlichen Sinn. Sie gestalten die LernSpielumgebung drinnen und draussen, damit die Kinder und Jugendlichen sich nach ihrem eigenen Willen beschäftigen können. Und sie räumen alles am Tag Benutzte am Abend an seinen Platz zurück.
Die Jugendlichen, die die Schule ohne Abschlussprüfung verlassen, erlernen verschiedene Berufe oder studieren, was wahrscheinlich erst nach einer Berufsausbildung und entsprechender Qualifizierung möglich sein dürfte. Manche gehen auf weiterführende Schulen.
Berufe, die Ehemalige ergriffen haben (aus der Homepage): Tänzerin, Floristin, Fachfrau Gesundheit, Koch, Kauffrau, Fachmann und Fachfrau Betreuung Kind, Hairstylistin, Gartenbauer, Grafikerin, Modedesignerin, Drucktechnologe, Hochschulstudiengänge, Buchhändlerin, Golflehrer, Tanzlehrerin, Schreiner, Kassierer, Kellner, Betriebstechniker, Informatiker, Kosmetikerin, Veranstaltungstechniker, Kauffrau, Autoservice, Multimediaelektroniker, Designerin, Bekleidungsgestalterin, Film und Fotografie, weiterführende Schulen, Kunstvorkurs, Maurer, Fitnesstrainerin, Landschaftsgärtner/in, Musikproduktion, usw.
Hier die Agenda 2023/24. Beim Klick auf das Bild ist sie lesbar.
© Villa Monte
Schön, dass es solche Einrichtungen gibt. Allgemein tauglich ist dieses Projekt nicht, zumindest nicht im Kapitalismus oder in hoch entwickelten Staaten.
Die Kosten: CHF 1200/Monat. Für Geschwisterkinder können Reduktionen beantragt werden.Der Betrag gilt für 5 Vormittage und 3 Nachmittage pro Woche inkl. Mittagessen.
Elternabende finden im Kinderhaus zweimal pro Jahr statt und freiwillige Elternmithilfe ist erwünscht an den Putztagen und beim Skifahren.
Und wer möchte, kann sich noch zwei Videos anschauen: Von Schule und Kinderhaus und einer Radtour.
"Die Schule der Kinder" ist ein Kinderparadies. Ohne Zwang, ohne Drängen, es wird nur gemacht worauf man gerade Lust hat. Man erspart dort seinem Kind Frust und Misserfolgserlebnisse. Sicher wird es auch da einmal Streit geben. Die Erwachsene sind keine Lehrer, sie dienen lediglich der Unterstützung der Kinder. Sie räumen Hindernisse aus dem Weg. So räumen sie sogar täglich alle Spielsachen auf, damit die Kinder sich am nächsten Tag ungestört ihren Interessen widmen können.
AntwortenLöschenTrotzdem regt sich in mir Unbehagen. Soll denn nicht auch eine Vorbreitung aufs Erwachsenendasein erfolgen, damit man da bestehen kann? Wird ein Kind tatsächlich so besser auf ein eigenständiges Leben vorbereitet? Bleibt dann das Leben frei von Frust und Anstrengung? Konnte sich der Mensch denn es sich je in der Menschheitsgeschichte erlauben nach dem Lustprinzip zu leben? Haben solche Menschen denn die Möglichkeit eine Frustrationstoleranz zu erwerben?
Ich denke die stressige, unangenehme Zeit geht nach dem Schulbesuch los, wenn man sich um einen Abschluss kümmern muss oder um eine Berufsausblidung. Da kommt dann die fette Keule!