Montag, 21. November 2011

Deutscher Lernatlas: Im Norden des Südens

Jetzt ist es amtlich: Im Süden Deutschlands wird am besten gelernt. Wir wussten es ja schon immer. Schulisches, berufliches, soziales und persönliches Lernen wurde untersucht. Die Bertelsmann Stiftung hat es gemacht.


„Der Lernatlas verdeutlicht, dass Lernen mehr ist als Schule“, sagt Jörg Dräger, Vorstandsmitglied für den Bereich Bildung in der Bertelsmann Stiftung.Wissen wir auch.
Nur: Unsere Kinder und Jugendlichen bekommen von zu Hause keinerlei Anregungen, ein Museum, eine Ausstellung, ein Konzert oder eine Theateraufführung zu besuchen. Ein Bauernhof für Kinder, der in der Nähe der Schule liegt, genießt geringes Ansehen. Dort macht man sich dreckig und es gibt sogar Schweine! Da sind wir als Schule mit 80% Migrationshintergrund schon wieder durchgefallen.
Berufliches Lernen: Wir reißen uns die Beine aus, um unsere Kids ausbildungsreif zu kriegen. Viele kommen auch, unter großer Anstrengung der Jugendsozialarbeit, in Lehrstellen unter.
Nur: Viele halten das nicht aus oder durch. Heute war ein ehemaliger Schüler da, der im Juli die Schule verlassen hatte und eigentlich keine Lehre machen wollte, da er sowieso Fußballprofi werde. Er erzählte, er habe von sich aus seinen Ausbildungsplatz gekündigt, weil die Firma im Oktober ein paar Tage zu spät das Lehrlingsgehalt überwiesen hatte. Berufliche Weiterbildung? Dazu brauchen wir erst mal Gesellenprüfungen. Wieder das Ziel nicht erreicht.
Soziales Lernen: Das bedeutet die Bereitschaft zu sozialem Engagement, zur politischen Partizipation.
Nur: Da sind wir, glaube ich, ganz schlecht, obwohl einer unserer Kooperationspartner sich immer wieder um Partizipation bemüht und wir das auch unterstützen. Alte rumfahren, einkaufen für die, nee danke. Schon wieder durchgefallen.
Persönliches Lernen: Das würde ja heißen, dass man/frau das reichhaltige Kursangebot zur persönlichen Weiterbildung, beim Sport, im kulturellen Leben und durch selbstgesteuertes Lernen mit Medien wahrnimmt!
Nur: Ich habe noch nie gehört, dass ehemalige SchülerInnen Englisch in der VHS nachlernen, um sich noch den mittleren Bildungsabschluss zu erarbeiten. Bibliothek nutzen? Wozu? DVDs kann man im Videoshop leihen oder im Internet runterladen. Sportverein? Lieber Fitnessstudio und Solarium. Bücher lesen? Was soll das denn? Klassenziel: Nicht erreicht.
Natürlich ist der Blog polemisch. Trotzdem glaube ich, wir arbeiten im Norden des Südens.

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