Mittwoch, 8. Januar 2020

Lehrkräfte geben auf

Ja. Leider. Viele quittieren den Dienst, was die Versorgung mit Lehrerstunden noch schwieriger macht.
Anlässlich eines Zeitungsartikels zum Thema macht H. sich ein paar eigene Gedanken, aus der Innenschau. Er bezieht sich nur auf die HauptMittelschule.
Zum einen werden viele Lehrkräfte, vor allem junge, aber nicht nur, mit ihren Problemen allein gelassen, weil die Schulleitungen mit unnützen Aufgaben zugemüllt werden und das Schulamt originäre Aufgaben abwälzt. Die SchulleiterInnen sind voll mit sich und ihren Aufgaben beschäftigt.
Zum anderen ist die Ausbildung unzureichend. Einerseits werden in der HauptMittelschule immer mehr junge LehrerInnen aus Realschule und Gymnasium angestellt, nicht alle qualifizieren sich nach. Und die Arbeit ist eine andere als in den vorgenannten Schulen. Wissensvermittlung ist wichtig, aber familiäre, soziale und kulturelle Probleme spielen sehr stark in den Unterricht hinein. Und dafür muss man/frau ausgebildet werden.
Die älteren KollegInnen fühlen sich ebenfalls überfordert. Es werden von ihnen Kontakte verlangt zu den Jugendbeamten der Polizei, zum Sozialamt, zum Jobcenter, zu den Kooperationspartnern des Ganztags, zu den jeweils am Schüler arbeitenden außerschulischen Stellen. Eigentlich hatten sie ihren Beruf ergriffen, um HauptMittelschüler zu unterrichten, nicht um endlos zu telefonieren, endlose Gesprächsrunden zu moderieren, um Niederschriften über das Gehörte oder Veranlasste zu verfassen oder sich zu überlegen, wie man/frau helfen könnte. Lehrkräfte sind keine Sozialpädagogen, von denen es viele, aber viel zu wenige gibt.
Weil das derart an die Knochen geht, hören junge wie erfahrene KollegInnen auf. Sie können nicht mehr.
H. wollte 1976 auch aufhören. Er kam nach einem Jahr Grundschule im Spessart - wie idyllisch - an eine Münchner Brennpunktschule, 36 Achtklässler. Er hat sich durchgebissen und mit dieser Klasse am meisten gelernt.

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