Es drückt sie, es belastet sie, es drängt sie, es muss raus: Die Schulleiterfreundin vom Rand Bayerns schreibt wieder. Abgesehen von dem, was sie schreibt, hat die Schulleitung auch noch andere Probleme. Unterstützung wäre dringend angesagt, aber keine salbadernden Reden oder verwirrende Schreiben mit scheinheiligem Schluss. Sondern: Eine Lehrkraft freigestellt, die die Seuche managt.
Lieber Hauptschulblues,
es ist jetzt so, dass wir nun von uns aus tätig werden sollen, die Schüler in Quarantäne schicken und das Gesundheitsamt schickt dann später die offizielle Nachricht. Das habe ich wohl missverstanden oder alle haben es missverstanden, vielleicht bin ich auch einfach im Kopf ein wenig langsam. Ich weiß dann gar nicht, warum ich so dämliche Diskussionen habe.
Die x 1/2 Klassen, die aus der Quarantäne teils morgen, teils nächste Woche zurückkehren, von denen haben 1 1/2 auch noch nicht das offizielle Schreiben, waren natürlich alle noch nicht beim Testen. Heute gegen 17 Uhr rief ein mir unbekannter Mitarbeiter des Gesundheitsamtes an und kündigte das offizielle Schreiben für die halbe Klasse an, das auch prompt kam. Ich fragte ihn nach den Testungen, da wurde er unklar, man kommt nicht hinterher und bla, bla, bla.
Man merke schon deutlich, wenn man positiv sei, das könne er versichern. Da brauche man sich nicht schon vorher Sorgen machen. So, so. Ich in meinem Alter vielleicht schon.
Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen nach zu tarocken und provokant zu fragen, ob man die Testerei nicht sein lassen könne, da die Quarantäne sowieso vorbei sei und danach habe sie ja nur noch Alibifunktion. Der Mann quasselte vollkommen sinnentleert und ich fragte nach, ob die Eltern nicht selbst eine Testung veranlassen könnten. Das erleichterte den Mann ungemein.
Also im Klartext: Es findet bei den x 1/2 Klassen nichts statt. Inzwischen hat sich noch herausgestellt, dass eine externe Mitarbeiterin positiv und richtig krank ist. Wir riefen an und fragten, wann die Testung war: Am Montag. Die zwei betroffenen Klassen werden nicht in Quarantäne geschickt, schon zu lange her. Aha. Ich kapiere gar nichts mehr. Zurück gerechnet: Sonntag, Samstag, Freitag, Donnerstag - da war sie da. - Keine Gefahr. Ist doch klar.
Während wir noch diskutieren, was tatsächlich sinnlos ist, klingelt das Telefon. Die Kollegin der Nachbarschule schnaubt wütend ins Telefon. Gestern hat sie eine Klasse gemeldet, die in Quarantäne muss. Heute bekommt sie nun die Meldung, dass die Schüler zum Testen sollen und zwar in den Nachbarort O, 17 km weiter.
Man erinnere sich: Quarantäne bedeutet: nicht das Haus verlassen, zum Testen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem eigenen Auto, auf keinen Fall öffentlich. Der Lehrer solle sich halt was einfallen lassen. Die Klasse, die dort letzte Woche gemeldet wurde, davon wusste man nichts. Ich regte gleich das Nachsuchen um einen vergitterten Bus bei der Polizei nach. Wir hätten sogar eine Lehrkraft, die Bus fahren kann. Die Kollegin war sehr aufgeschlossen, es wurde jedoch nichts draus. Wir einigten uns auf folgendes Vorgehen: Wir teilen alle Schreiben aus. Ob die Schüler dort dann landen oder nicht, wir können jedenfalls nicht für jede Lebenslage verantwortlich sein. Kein Lehrer muss sich etwas einfallen lassen. Punkt.
Was hat H. gemacht? Er war auf dem Gericht, holte Essen aus dem Ruffini auf dem Weg heim. Mit dem Chill-Kater geruht.
Gegessen: Noch nichts.
Gelesen: Auch noch nichts.
Ironisch gesehen könnte man auf die Idee kommen, dass letztlich die Entscheidungen doch vom "mündigen Bürger" getroffen werden müssen.
AntwortenLöschenNicht nur ironisch gesehen ...
LöschenEs ist in der Tat so, auch im privaten Bereich.