Freitag, 5. Februar 2021

Tag 330 und verschärfter Lockdown 26 und Distanzunterricht in der Flüchtlingsunterkunft

Am Vormittag wieder Vogelfutter im Obstgärtchen ausgeteilt und von einer Krähe wüst beschimpft worden, die wollte, dass H. sich sofort wieder trollt statt in der Sonne zu sitzen.
Daheim turnten zwei schwarze Eichhörnchen herum um ein kleiner Schwarm Grünfinken streifte über den Boden und knackte Hainbuchensamen.
Beim Blockieren nervender Telefonnummern aus Versehen das ganze eigene Telefonbuch blockiert. Mit Hilfe des bewährten Computer- und Telefonmenschen das gleich wieder hin bekommen; allerdings schließt sich dann immer eine Viertelstunde Belehrung Fortbildung an. Schadet nicht.

Am Abend gegen 19.15 Uhr mit Frau H. beim großen Edeka eingekauft. Menschenleer.

"Schulkinder ohne Anschluss" betitelte sich ein Beitrag in der taz.
Dort wird beschrieben, wie die Schüler:innen und auch ihre Familien mit dem Lockdown, was für sie Distanzunterricht bedeutet, zurecht kommen müssen. Das Ifo-Institut fand im Dezember letzten Jahres heraus, dass in den Flüchtlingsunterkünften nur ein wenig mehr als die Hälfte der unter 18-Jährigen einen Internetzugang haben. 40 % haben Zugang zu einem PC, den aber wiederum 14% nur alleine benutzen können (Und einen eigenen Schreibtisch hat nur ein Drittel).
Wenn dann ein Kind arbeiten will, läuft oft der Fernseher und es ist laut. Dazu kommt: Eine flächendeckende Wlan-Anbindung gibt es bei weitem nicht.
Was kann man hier fordern? Flüchtlinge raus aus den Heimen, rein in Wohnungen! Dann können vielleicht wenigstens die schulpflichtigen Kids besser lernen, nicht nachts, wenn es rundherum stiller wird.

Über das Buch, das H. liest und das ihn umtreibt, schreibt die Arbeitsstelle Holocaustliteratur:

"Fun letstn churbn / Von der letzten Vernichtung

Eine frühe Alltags- und Kulturgeschichte des Holocaust
In ganz Europa hatten sich jüdische Überlebende in historischen Komitees organisiert und die Verfolgung und Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten dokumentiert. Sie sammelten Dokumente, vor allem aber befragten sie andere Überlebende und motivierten diese zum Schreiben. Damit schlossen sie an Aktivitäten wie die des Kreises um Emanuel Ringelblum im Warschauer Getto, ähnliche Initiativen in den Gettos Wilna und Bialystok und andere mehr an. Diese Bestrebungen der Dokumentation sind in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus von Öffentlichkeit und Forschung gerückt. Ein großer Anteil der frühen Dokumentation entstand allerdings in jiddischer Sprache und bleibt daher für die interessierte Öffentlichkeit noch immer weitgehend unzugänglich.
Die für das Sammeln und Dokumentieren im besetzten Deutschland zentrale Institution war die Zentrale Historische Kommission des Zentral-Komitees der befreiten Juden in München. Hier liefen viele Aktivitäten aus einzelnen Regionen und Lagern für sogenannte Displaced Persons zusammen. Zur Unterstützung der Sammlungstätigkeiten und zur Publikation von darauf fußenden ersten Ergebnissen gaben Israel Kaplan und Moyshe Feygenboym bis Dezember 1948 die Zeitschrift Fun letstn churbn. Tsaytshrift far geshihkte fun Yidishn leben beysn natsi-rezhim Von der letzten Vernichtung. Zeitschrift für die Geschichte jüdischen Lebens unter dem Nazi-Regime) heraus. Insgesamt erschienen 10 Nummern mit 36 bis 186 Seiten in einer Auflage von 5.000 bis 8.000 Exemplaren.
Kaplan und Feygenboym ging es, wie der Kommission insgesamt, vor allem um eine Alltags- und Kulturgeschichte des Holocaust, in der die Verfolgten nicht als Nummern in Statistiken, die Gemeinden nicht als Orte in Auflistungen verschwinden, sondern als Menschen mit Gesichtern und Geschichten sowie als lebendige Gemeinden und Sozialwesen sichtbar sind. Daher legten sie besonderen Wert auf solche Dokumente und Berichte, die in Witzen, Gerüchten, Legenden, Anekdoten und anderem mehr diese Seite des Holocaust offenbarten. Überdies dokumentierten sie Alltag, Vernichtung und Widerstand vor allem in den kleineren Gettos und unbekannteren Lagern im deutsch besetzten Osteuropa abseits eines schon unmittelbar nach dem Krieg dominierenden Erinnerungsorts wie das Warschauer Getto. So schufen sie ein innovatives Projekt, das seiner Zeit weit voraus war und Themenfelder behandelte sowie Methoden anwandte, die von der (universitären) Forschung erst Jahrzehnte später ‚entdeckt‘ wurden.
Die Zeitschrift wurde nicht nur zu einem zentralen Publikationsorgan für Holocaustliteratur in der frühen Nachkriegszeit, sondern regte viele Überlebende überhaupt erst dazu an, von ihren Erfahrungen zu berichten. Konnte die Zentrale Historische Kommission in den ersten zehn Monaten ihres Bestehens noch vor Erscheinen der Zeitschrift insgesamt 300 Berichte sammeln, so wuchs deren Zahl in den sieben Monaten nach Erscheinen der ersten Ausgabe um stolze 700 Zeugnisse."


 

 

 


 




 

Gegessen: Panierten Fisch (ist ja Freitag) mit Kartoffelsalat.

Gelesen: s.o.

Gehört:Konzert Live aus der Jesus-Christus-Kirche Berlin:
Ludwig van Beethoven, Klaviertrio c-Moll op. 1,3
Ernst Krenek, “Triophantasie” op. 63
Franz Schubert, Klaviertrio Es-Dur D 929
Trio Marvin: Marina Grauman, Violine, Marius Urba, Violoncello, Dasol Kim, Klavier

2 Kommentare:

  1. Leider werden in diesen Zeiten nicht nur Flüchtlingskinder bildungsmäßig abgehängt.Das ist ein schichtspezifisches Problem. Wie läuft wohl ein digitaler Unterricht bei drei Kindern auf 41m2 auf dem einzigen Leihgerät der Schule ab?

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    1. Im Artikel geht es nicht nur um Flüchtlingskinder.

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