Heute war ab Mittag ein merkwürdig gelblicher Himmel anzusehen. Vielleicht war es wieder Saharasand in hohen Luftschichten, vielleicht aber auch nur eine gelbe Sonne, die hinter einer dünneren Wolkenschicht durchschien. Ja, später am Abend in den Nachrichten kam: Es war Saharastaub, und zwar eine ganze Menge: 2 g pro m².
Heute wäre auch der Geburtstag der Jugendfreundin H.s vom Bauernhof. Vor neun Jahren verstarb sie unerwartet an Organversagen, kurz bevor sie in Rente hätte gehen können. Sie war im Laufe ihres Lebens eine Haushälterin bei mehreren angesehenen Münchner Haushalten, zuletzt bei einer Dame, die ihrerseits im vergangenen Jahr verstarb. Die Freundin war ein bisschen älter als H. und wusste über die Verhältnisse und Tratschgeschichten im Dorf besser Bescheid als er, deswegen wollte er sie in ihrem Ruhestand noch viel fragen, um es dann in seine "Erinnerungen" einbauen zu können. Das ging nicht mehr.
Der kleine Nachbarhund bellte fürchterlich am Zaun. H. dachte, Herr Kater wäre das Opfer der Lärmorgie. Nein!
Es war der erste Igel des Jahres. Hundefrau und -herr kamen angelaufen. Sie sind beide große Igelfreunde und schickten den kleinen Kläffer ins Haus.
Der Igel sah gut aus und bekam Futter, Igelfutter und gekochtes Hühnchen, hingestellt.
Das Buch fertig gelesen: Erschienen 2020 im Dudenverlag. Sehr interessant, was der ZEIT-Redakteur Agarwala zusammengetragen hat. Er besuchte Schulen in ganz Deutschland und redete mit den Kultusministerien; nicht alle antworteten auf seine Fragen. Die Schulen nennt er "Labore", die mehr oder weniger gut experimentieren. Gelungen waren die Experimente, wenn eine Schule sprachliche Bildung von Flüchtlingskindern zur gemeinsamen Aufgabe machte. Selten, außer in Schleswig-Holstein und Hamburg, wurden die Flüchtlingskinder sofort in den Erstaufnahmelagern unterrichtet, wenn in den restlichen Bundesländern, dann von Ehrenamtlichen. Die Schüler:innen wurden willkürlich auf Schulen verteilt; H. hat das zu seiner Zeit als Schulleiter noch mitbekommen. Es wurde kaum auf Alter und Fähigkeiten und Kenntnisse geschaut, sondern die erste Frage war: Wo ist gerade in einer Übergangsklasse ein Platz frei? Bis heute (2020) hat keines der 16 Bundesländer ein nachvollziehbares Verfahren entwickelt, welches die Vorkenntnisse und Begabungen in die Schullaufbahnentscheidungen einbezieht. So klaffen in den Übergangs- oder Vorbereitungsklassen die Lernniveaus und das Alter weit auseinander (Als H. ein halbes Jahr lang freiwillig in einer Ü-Klasse arbeitete, hatte er Schüler:innen zwischen 13 und 18 Jahren, welche mit oder ohne Fluchterfahrungen.)
Als man nach dem PISA-Debakel verstärkt nach Ganztagesschulen rief, wurden diese zögerlich eingerichtet, auch und vor allem mit dem Argument der Bildungsgerechtigkeitsfanatiker, dass schwache Schüler:innen am Nachmittag gefördert werden könnten. Die Vorgaben der Kultusministerien waren jedoch lasch: "Der Ganztag biete für die sprachliche Förderung 'zusätzliche Potentiale'". Die Schulen konnten am Nachmittag machen, was sie wollten: Meist wurden die Schüler:innen von externen Partnern betreut statt gefördert. Qualitätsstandards fehlten. Also waren Ganztagesklassen auch wieder keine große Hilfe beim gründlichen Erlernen der deutschen Sprache, d.h. beim Hinausgehen über die Alltagssprache und bei der Vermittlung von grammatikalischem Verständnis.
Dass die Problematik des Ansturms Abertausender Flüchtlingskinder trotzdem relativ gut gelöst wurde, liegt am Einsatz von Kollegien und Schulen, sowie der breiten Bereitschaft zum Engagement von Ehrenamtlichen.
Gehört: Diagonal stellt vor - Das Magazin zum Monatsanfang (Ö1).
Darin: "Sibiriens vergessene Klaviere - Kulturgeschichte einer Region" von der britischen Journalistin Sophy Roberts.
Gegessen: Hühnersuppe mit viel Gemüse.
Gelesen: s.o.
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