Montag, 13. September 2021

Tag 550 und Zerstörung eines Ortskerns

Wie schon oft gesagt bzw. geschrieben, spielte das Innviertel für das Aufwachsen ab der einsetzenden Pubertät eine große Rolle. Simbach und Braunau sind gegenüberliegende Städte, auch die Annexion Österreichs 1938 erfolgte über diese Grenzstadt.

Simbach selbst ist langweilig, hatte aber ein Gymnasium. Braunau hatte Cafés, Tanzcafés, Weinlokale und viele kleine Geschäfte, einen sehr schönen Stadtplatz und eine lebendige Drogenszene. Die Schmugglerroute von Italien nach Deutschland lief damals über die Innbrücke und die Eisenbahnbrücke.

Das war die Hoftaverne in Ranshofen, Oberösterreich, eine Wirtschaft seit 1562, oder der "Unterwirt". (Der "Oberwirt" ist die Schlosstaverne, das Gasthaus im Schloss Ranshofen.) Sie wurde auch "da Woifgruaba" genannt, nach den beiden Wirten Wolfgruber. Die Hoftaverne befand sich im Ortskern von Ranshofen, am Brunnen mit der Mariensäule, schräg gegenüber dem ehemaligen Dorfrichterhaus (beide Bilder wikipedia.org).

 

 

 

 

 

 

 

Sie war ein sehr schönes, ehrwürdiges Gasthaus, mit alten Gasträumen, Nebenräumen, Gewölben und einer Innviertler Küche (legendär der Knödelteller: Dreierlei gefüllte Knödelchen auf Sauerkraut), und den entsprechenden Bedienungen, bei denen einem das innviertler Herz aufging. Schön war auch der Gastgarten. Vor etwa 10 Jahren hörten die beiden Wirtsbrüder auf und übernahmen im nahen Braunau die Altdeutsche Weinstube, die mittlerweile auch geschlossen ist.

Dann, vor etwa vier Jahren, stieg ein Investor ein, kaufte Wirtschaft, Nebengebäude und Grund und stellte einen Abrißantrag, dem der Braunauer Stadtrat zustimmte. Am selben Ort soll das Haus originalgetreu wieder aufgebaut werden, mit einem Hotel, einer Gastronomie, einem Café und dem Biergarten.

Jedenfalls ist der Eindruck des alten Gasthauses mit den Stallungen, Nußbäumen und dem Hang zum Schloss hinauf zerstört, da Hotelbau und Garagenstellplätze den Platz dahinter einnehmen. Was "originalgetreu" heißt, bleibt abzuwarten.


Wenn man in der Gegend aufgewachsen und immer wieder zurückgekehrt ist - die Mutter lebte ein paar hundert Meter entfernt - dann tut das weh, sehr weh.

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