Donnerstag, 9. Dezember 2021

Tag 627 und Kubra Khademi und Juliane Wetzel

Lettre 134 (kann nachbestellt werden) veröffentlichte drei Artikel zu Afghanistan: Alfred W. McCoy - Kabuler Lektionen, Anatol Lieven - Afghanische  Tragödie, Régis Debray - Der ewige Krieg. Drei Experten mit abweichenden Meinungen.


 

Zudem illustriert das Heft die Künstlerin Kubra Khademi, die 2015 nach einer Straßenperformance in Kabul ihr Land verlassen musste.


Ein Buch wird gerade gelesen und ist sehr zu empfehlen, leider aber nur in Bibliotheken oder antiquarisch zu bekommen:

1987 von Juliane Wetzel als ihre Dissertation veröffentlicht. Gilt immer noch als Standardwerk des jüdischen Lebens in der Münchner Nachkriegszeit. Und das schöne ist, dass nach jedem Kapitel eine Zusammenfassung steht. Liest man diese zuerst, kann man entscheiden, ob das betreffende Kapitel doch noch gelesen wird.
Sie schreibt im letzten Kapitel (1987!):
"Zweifellos hängt die Problematik des Antisemitismus in vielen Bereichen eng mit der immer noch nicht bewältigten Vergangenheit der Deutschen zusammen. Sicher aber auch spielt in diesem Zusammenhang die vielfach verfehlte amerikanische Besatzungspolitik in den unmittelbaren Nachkriegsjahren eine Rolle. Militärregierung und Armee handelten zweifellos in bester Absicht, als sie die Deutschen mit ihrem "reeducation program" auf den Weg zu einem demokratischen Bewusstsein bringen wollten. Dieser Umerziehung unterwarfen sich die Deutschen nicht etwa aus freien Stücken, sondern quasi unter Vormundschaft. Nicht die Einsicht über die begangenen Taten und die daraus resultierende Verantwortung führte eine geistige Wandlung herbei, es war die Besatzungsmacht, die jene Umerziehung befohlen hatte. Man braucht kein Pädagoge zu sein, um zu erkennen, dass das Verhalten eines Menschen wirklich nur verändert werden kann, wenn er selbst zu einer solchen Veränderung bereit ist.
So fühlte sich auch weiterhin die Mehrzahl der Deutschen nicht schuldig an den Geschehnissen in den Konzentrationslagern. Im Gegenteil, trotz eindeutig erwiesener Fakten wurden diese geleugnet und die Juden vielfach für die Schwierigkeiten der Nachkriegsjahre, für Wohnungs- und Nahrungsnot sowie Schwarzhandel verantwortlich gemacht."
 
Und Hagalil fügt Aktuelles hinzu. Hier lang.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn Sie auf dem Blog kommentieren, werden die eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung.