Dienstag, 28. Dezember 2021

Tag 646 und noch einmal Artur Klinaŭ: "Acht Tage Revolution"

Das Buch wurde nur in Deutschland verlegt, aus "Sicherheitsgründen", weil Klinaŭ sich spöttisch, verachtend, manchmal hasserfüllt über die Machthaber in Belarus und Rußland äußert. Ob das wirklich ein Schutz für ihn ist?

Gleich zu Beginn erfährt man viel davon, was zwischen beiden Ländern in den 2000er Jahren vorgefallen ist und was der Zeitungsleser im Westen nicht unbedingt mitbekommt: Starke Differenzen, der Aufstand letzten August geschürt von Rußland, als Vorwand, sich Belarus einverleiben zu können? Große Abneigung herrscht unter den beiden Diktatoren, die er "Batka" und "der Starze" nennt, bis dem einen am Ende nichts anderes übrig bleibt, als sich in die Arme des anderen zu werfen. Am Ende des Buches greift er dieses Bild wieder auf: Batka sind alle Wege in die Welt versperrt, offen ist nur noch der nach Osten.

Klinaŭ beschreibt detailliert die Situation vor der Wahl, die Prognosen und die Vorgänge der Wahlfälschung. Seine Tochter Marta ist eine der Wahlbeobachter*innen und wird noch vor den Auszählungen verhaftet.

Acht Tage, Tag für Tag Aktionen, die nicht bekannt wurden und nebenbei jede Menge Geschichtsdetails über das Verhältnis der beiden Staaten Belarus und Rußland füllen den Band.

Er selbst war und ist immer noch gegen diese versuchte Revolution, obwohl er sich als Dissident bezeichnet. Er ist der Meinung, das System hätte sich binnen kurzer Zeit selbst ausgehöhlt, ohne so viele Opfer zu fordern. Seine Tochter hält strikt dagegen. Nach sieben Tagen und nach einer Odyssee durch mehrere Gefängnisse wurde sie freigelassen.

Heute lebt sie in Kiew.

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