Montag, 24. Januar 2022

Tag 674 und eine zweite Dame der deutschen Literatur (II)

Renate Rasp, sie erregte Aufsehen und irritierte ihre männlichen Kollegen, als sie 1968 auf der Buchmesse barbusig las. Ähnliches hatten die SDS-Studentinnen vorher getan, Limpe Fuchs hinterher. Neben Gisela Elsner und Gabriele Wohmann galt sie als die "Amazone mit dem bösen Blick" (Quelle vergessen).

Ihr bekanntestes Werk war der "Ungeratene Sohn" (1967). In dieser absurden Geschichte geht es um ein Kind, das vom Stiefvater zum Baum umerzogen werden soll, beschnitten wie ein Baum, gedüngt und gewässert wird, bis es Zeit ist, ihn im Garten auszusetzen.

Später dann wurde es ruhiger um sie. Sie veröffentlichte einen Gedichtband und 1973 "Chinchilla. Leitfaden zur praktischen Ausübung" (der Prostitution), 1979 den Roman "Zickzack".

Ein Gedicht:

Bildnis

Ich rasiere
mir den Kopf.
Ohne Zähne
sehe ich dich
aus zwei dicken
Warzen an.
Mein Mund
wenn ich lache!
Ich bin fleckig.
Ich antworte
mit Gestank.
Meine Fingerspitzen
sind scharf und
ich säge Holz
mit den Händen.
Ich fühle mich
kalt an. Wenn
ich aufstehe
bleibt auf
dem Stuhl eine
Haut zurück.
Ich fresse
meinen eigenen Dreck.
Ich bin Dreck
in einem Haufen
schmutziger Wäsche.
Sage bloß
daß du mich nicht liebst, jetzt!

2015 starb sie - beinahe unbemerkt. Willi Winkler von der SZ rief ihr nach.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn Sie auf dem Blog kommentieren, werden die eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung.