Donnerstag, 24. Februar 2022

Tag 705 und Kriegsausbruch

Nach Wochen Kriegsangst ist es nun passiert: Der ehemalige KGB-Agent und jetzige Diktator hat einen Staat überfallen, der ihm zutiefst missfällt. Gründe dafür hat er keine, außer ahistorischem Geschwurbel. Und seine Vision, Russland zur Größe der Sowjetunion zurück zu führen. Dann müssten als nächstes die baltischen Staaten dran sein, und das gibt Krieg mit der Nato. Weltkrieg 3.
Ein großer Krieg in Europa, das hätten sich diejenigen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufwuchsen, nicht träumen lassen. Es gab Abkommen, Rüstungsbegrenzungen, zumindest verbal und relativ stabile Staatsbeziehungen. Aus.

Freundin L. aus Kiew ist zur Zeit wenigstens in Deutschland. Schwester und Mutter sind dort.

Nachtrag

a.r. aus der Schweiz hat dieses Gedicht als Kommentar geschickt:

’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein!

Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?

Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten
In ihrer Todesnot?

Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?

Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich herab?

Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein!

Matthias Claudius

2 Kommentare:

  1. Dauerhafter Frieden scheint ein unerreichbares Ziel zu sein, nur eine Illusion. Es ist zum Verzweifeln.

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  2. ’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
    Und rede Du darein!
    ’s ist leider Krieg – und ich begehre,
    Nicht schuld daran zu sein!

    Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
    Und blutig, bleich und blaß,
    Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
    Und vor mir weinten, was?

    Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
    Verstümmelt und halb tot
    Im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten
    In ihrer Todesnot?

    Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
    So glücklich vor dem Krieg,
    Nun alle elend, alle arme Leute,
    Wehklagten über mich?

    Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
    Freund, Freund und Feind ins Grab
    Versammelten, und mir zu Ehren krähten
    Von einer Leich herab?

    Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre?
    Die könnten mich nicht freun!
    ’s ist leider Krieg – und ich begehre,
    Nicht schuld daran zu sein!

    Matthias Claudius

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