Die Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte eine Studie zu den Chancen von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung: Rundum schlechte Aussichten.
Tatsächlich verstärkt sich diese Perspektivlosigkeit massiv. Die Schulleiterfreundin nimmt Stellung:
Vom Slogan " Keiner darf zurück bleiben" hört man natürlich nichts mehr (Anm.: H.s Schule bekam in den 00er und 10er Jahren vielfach Preise, weil sie das praktizierte).
Ein
massiver Lehrermangel nimmt der schulischen Bildung jede Flexibilität.
Momentan kämpft man an Mittelschulen vor allem darum, überhaupt das
Pflichtangebot abzudecken.
Dabei sind schon bis
einschließlich 8. Jahrgangsstufe je eine Stunde Kunst und Musik zum
Opfer gefallen. Macht nichts? Macht sehr wohl etwas, es geht um das kulturelle
Angebot, um kulturelle Bildung, um die Austrocknung der Mittelschule.
Nach dem Inklusionsgeschrei der letzten 10 Jahre ist Stille
eingekehrt. Während die Schulen vor ein paar Jahren noch versuchten,
diesem Anspruch durch Klassenstärken bis maximal 25 Schülern gerecht zu
werden, verstärkt durch zusätzliche intensive Förderung und
Betreuung, kann das in diesem Zustand nicht mehr gewährleistet werden.
Man hatte verdrängt, dass Klassenstärken bis zu 32 Schülern vollkommen
legal sind und in grauen Vorzeiten selbstverständlich waren.
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Inklusion erfolgt jetzt als Individualisierung innerhalb des Unterrichts, ohne Unterstützung von außen. Daher muss man über dieses "gelöste"
Problem nicht mehr sprechen.
Ukrainische Klassen
werden sowieso eher durch Zusatzkräfte unterrichtet, die schlecht
bezahlt, jeweils Ende Juli entlassen und dann im September wieder
eingestellt werden. Auch die fehlenden Stunden sollen über befristet
angestellte Lehrkräfte aufgefangen werden. Das sind berufsfremde
Personen, die einen ordentlichen bürokratischen Aufwand als
Einstiegshürde (wie es sich gehört), zu bewältigen haben, bevor sie zum
Schulbeginn ihren Fuß in eine Mittelschule setzen dürfen. Ihre
beeindruckenden Erfahrungen machen sie gänzlich auf sich gestellt. Im
Idealfall werden sie durch Parallellehrkräfte an der Hand genommen. Im folgenden
September, falls sie dann noch Lust auf den Job haben, erfolgt das
gleiche Einstiegsprozedere.
Inzwischen fragen sich
dann junge Kolleg:innen, ob sich für sie die sechsjährige Ausbildung
überhaupt lohnt, da an allen anderen Schularten (außer der Grundschule)
deutlich bessere Konditionen, berufliche Anerkennung und
Aufstiegschancen bestehen. So sinkt das Interesse für die Mittelschule
weiter. In der öffentlichen Meinung ist man ja das Rütli- Image, befeuert
durch einige Politiker (Lehrkräfte als "faule Säcke") nie los geworden.
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Corona
hat natürlich verheerende Auswirkungen auf eine Schülerschaft gehabt,
die weder über die technische Ausrüstung für einen Distanzunterricht
noch über die Unterstützung der Eltern verfügte. Da halfen auch 30
Leihgeräte herzlich wenig.
Obwohl sich die
Lehrkräfte abrackerten, gelang es kaum noch besonders die
Inklusionsschüler mit sozial-emotionalen Problemen oder die Schüler mit
Lernbehinderungen mit einzubeziehen und zu integrieren.
Die entstandenen Defizite sind so kaum noch aufholbar. Funktionale Analphabeten werden ins Leben entlassen.
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Es verlassen zunehmend Schüler ohne qualifizierenden Mittelschulabschluss
die Schule, manche sogar ohne einen erfolgreichen Mittelschulabschluss.
Die
goldenen Jahre scheinen vorbei. Ausbildungsplätze werden immer
anspruchsvoller. Ungelernte haben kaum eine Chance. Auch Arbeitgeber
müssen umdenken anstatt nur auf den Schulen herumzuhacken. Vor allem
kommt es so zu keinem Lösungsansatz.
Wichtiger
wäre es Schule und Beruf besser zu verknüpfen und die Bedeutung von
handwerklichen Berufen zu stärken. Vorstellbar wären fest im Stundenplan
verankerte betriebliche Projekte. Auch eine Auswahl an Schwerpunkten
für verschiedene Bereiche, z.B. technisch, kaufmännisch... Ausbilder
auch in die Schule? Warum nicht?
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