Sonntag, 18. September 2022

Tag 909 mit Corona (Tag 205 des Krieges) und: Qualitätsstandards für Schulleitungen

Wie wird man Schulleiter:in?

Wenn man das Bewerbungsverfahren erfolgreich durchlaufen hat.
Welche Kriterien diesem zugrunde liegen ist meist nicht ersichtlich, es sei denn, er oder sie wird vom Kollegium gewählt (gibt es das noch irgendwo?)

Einmal wurde jemand Schulleiter, vor langer Zeit, weil er bei der Olympiade 1972 300 Hauptschüler:innen dorthin dirigiert hatte, wo sie zu stehen hatten.
Fünfmalige Bewerbung auf eine Stelle steigert ebenfalls die Aussicht, berufen zu werden.
Beziehungen? Aber doch nicht bei uns!

Gute bis sehr gute dienstliche Beurteilungen geben auch oft den Ausschlag, egal, ob eine Befähigung  zur Leitung vorliegt oder nicht. Oft ist eine Bewerbung ja auch die Flucht aus dem Unterricht, wobei die Anrechnungsstunden sehr unterschiedlich ausfallen, am geringsten in Grund- und HauptMittelschule.

Fachleute aus Bildungsforschung und Schulpraxis haben kürzlich sieben Thesen formuliert, wie Schulleitungen professionalisiert werden können und dadurch auch ihre Arbeit attraktiver gemacht werden kann, auf der Grundlage des Leitbilds einer guten Schule nach den Qualitätsbereichen des "Deutschen Schulpreises“. Diese wurden an die Kultusministerkonferenz weitergereicht.

  • Qualitätsstandards: Die Aufgaben von Schulleitung sind anspruchsvoll und vielfältig. Dafür muss es bundesweit einheitliche und vergleichbare Qualitätskriterien geben. Wichtig sei besonders die "pädagogische Führung" anstelle von Verwaltung (von Mängeln).
  • Karriereplanung: Damit wieder weniger als 20 % der Schulleitungsstellen unbesetzt sind, bedarf es einer systematischen Planung. Interessierte Lehrkräfte sollten frühzeitig die Möglichkeit haben, zu Leitungsaufgaben hinzu gezogen zu werden. Teilzeit soll keine Rolle spielen.
Bildquelle: pexels.com
  •  Ausbildung: Alle künftigen Schulleiter:innen sollen dieselbe Ausbildung für die Leitungsaufgabe durchlaufen. Sie müssen auf ihre neue Aufgabe vorbereitet werden.
  •  Personalauswahl: Die bisherigen Auswahlverfahren sollen überprüft und die Anforderungsprofile für Führungspositionen klarer benannt werden. Eine große Heterogenität in der Schülerschaft und im Kollegium sollte sich zum Beispiel auch in der Leitung spiegeln.
  •  Berufsbegleitende Professionalisierung: Wer einmal auf einer Schulleitungsposition ist, muss sich weiter qualifizieren, weil sich die Anforderungen fortlaufend ändern. Eine „berufsbegleitende Professionalisierungsstrategie“ für Schulleitungen ist bisher noch nirgends zu sehen. Coaching- und Supervisionsangebote müssen zur Verfügung gestellt werden.
  • Rahmenbedingungen: Die bisherigen Rahmenbedingungen laden nicht gerade ein, sich zu bewerben. Mehr Unterstützung bei Verwaltung, mehr Eigenverantwortung und Mitsprache bei Personalentscheidungen und der Budgetverwaltung sowie mehr Anrechnungsstunden sind nötig.
     
  • Steuerung von Schule: Das Verhältnis zwischen Schulaufsicht und Schulleitung muss neu bestimmt werden. Die Schulaufsicht hat Beratungs- und Kontrollaufgaben, was sehr oft kollidiert.

1 Kommentar:

  1. Während in den Coronazeiten schon "normaler" Unterricht eine Herausforderung war, kommt schon seit Jahren ein sich verschärfender Personalnotstand dazu. So treffen unerfahrene Lehrkräfte auf schwierige Schüler. Manche Jugendliche konnte man nahezu nicht mehr erreichen.
    Schul‐ und Unterrichtsentwicklung sind langfristig angelegt. Auch das Kollegium muss darin einen Sinn erkennen und bereit dafür sein. Das ist nicht selbstverständlich.
    Momentan beginnt man jedes Jahr bei Null und das ist daher sehr frustrierend. In der Anfangskonferenz sitzen sich viele neue Kollegen womöglich noch mit Namensschildchen gegenüber, die entweder Quereinsteiger, fachfremd, in der Ausbildung sind oder gerade aus der Ausbildung kommen. So vergehen die ersten Schulwochen mit Basics. Sehr beliebtes Thema für pädagogische Konferenzen: pädagogische Maßnahme oder Schulstrafe? Bis man alles abgearbeitet hat, ist das Schuljahr rum und im folgenden September steht man vor dem gleichen Problem. Hinzu kommt noch der Stundenmangel, der sogar den gebundenen Ganztaag mitbetrifft und auch da keine Sprünge zulässt.
    Mir sind die sieben Thesen nicht nur bekannt, ich habe danach gestreut sie zu verwirklichen, wurde aber von der unangenehmen Wirklichkeit eingeholt. Die meisten Schulleiter verwalten nun den Missstand.

    AntwortenLöschen

Wenn Sie auf dem Blog kommentieren, werden die eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung.