Freitag, 11. November 2022

Tag 963 mit Corona (Tag 259 des Krieges) und Gewalt gegen Lehrkräfte

Der VBE (Verband Bildung und Erziehung) lässt regelmäßig von einem Umfrageinstitut die Berufszufriedenheit von Schulleitungen erfassen.

Heuer wurden 1.300 Schulleiter:innen aller Schularten zum Thema "Gewalt gegen Lehrkräfte" befragt.

Das Ergebnis ist niederschmetternd.

  • 2/3 der Schulleitungen meldeten, dass es Beleidigungen, Belästigungen oder Bedrohungen an ihrer Schule gegeben habe.
  • 1/3 der Befragten gab an, dass Lehrkräfte Opfer von Internet-Mobbing wurden.
  • In einem weiteren Drittel der Schulen kam es zu gewalttätigen Angriffen auf Lehrkräfte oder Schulleitungen - von Schüler:innen, Eltern oder Schulfremden.
  • An den einzelnen Schularten zeigen sich große Unterschiede: 75% der körperlichen Angriffe fanden an Grund- und Förderschulen statt, "nur" 6% an Gymnasien. Da bleiben 19% für den "Rest".
  • 1/3 der Schulleitungen gaben an, dass die Vorfälle nicht aufgearbeitet werden konnten (fehlende Kooperationsbereitschaft der Täter:innen, aufwändige Bürokratie bei Meldung) und: 19% gaben an, dass die Meldung von Vorfällen von der Schulaufsicht nicht erwünscht sei.

 Auf die Frage, was sich die Schulleitungen wünschten, sagten sie:

Mehr Anrechnungsstunden für das Kollegium zur Erfüllung besonderer Aufgaben (97%),
Erhöhung der Leitungszeit an allen Schulen (94%),
mehr Unterstützung durch andere pädagogische Fachkräfte, Stichwort: Multiprofessionelle Teams
(94%),
bessere Ausstattung mit nicht-pädagogischem Personal, wie beispielsweise Hausmeister:innen oder Sekretär:innen (89%) und
Einrichtung oder Beibehaltung einer erweiterten Schulleitung für alle Schulen (88%).

Die Politik hatte Bildung nie im Fokus.

 
H. war in seiner aktiven Zeit viermal betroffen, einmal als Junglehrer, dreimal als Schulleiter. Schläge bekam er nie, zweimal nur knapp nicht.

1 Kommentar:

  1. Tatsächlich kennt das Problem nahezu jede Lehrkraft und natürlich auch jede Schulleitung. Da man in der Regel mit dem Problem allein zu kämpfen hat, sollte man sich ein dickes Fell zulegen. Oft wird das als mangelnde Kompetenz ausgelegt oder gar als persönliches Problem. Dabei sind es in der Regel die betreffenden Eltern, Schüler..., die eben nie gelernt haben adäquat mit Problemen umzugehen. Oft fehlen tatsächlich die sprachlichen Möglichkeiten und in der Familie ist man den gewaltfreien Umgang einfach nicht gewohnt. Auch kulturelle Probleme spielen leider oftmals eine Rolle. Viele Eltern betreten eine Schule (Behörde) nur nach schriftlicher Aufforderung und das verheißt in der Regel nichts Gutes. Mit klammen Gefühlen sitzen die Eltern dann in der Schule und ein Wortschwall mit Vorwürfen prasselt auf sie herab. Diese Eltern wollen sich dann wehren oder versuchen ihre Kinder zu "schützen", was den Konflikt nicht entschärft. Elternarbeit ist daher ungeheuer wichtig. Gesprächsführung muss erlernt sein. Als aufgebrachte Lehrkraft fällt man schnell mit der Tür ins Haus und zählt gleich mal alle Sünden des Sprösslings auf anstatt sich nach dem Wohlbefinden der Familie zu erkundigen. Dass in unserem dreigliedrigen Schulsystem an Gymnasien beispielsweise weniger derartige Konflikte vorkommen, halte ich für sehr "geschönt". Da kommt dann halt der Rechtsbeistand. Auch haben Schulleitung und Lehrkräfte eine viel größere Angst vor Imageverlust. Natürlich würde sich jede Schule über mehr Personal freuen. Allerdings halte ich es nicht als die Aufgabe des Hausmeisters sich als Securitykraft zu betätigen.

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