Samstag, 10. Dezember 2022

Tag 991 mit Corona (Tag 287 des Krieges) und: Nachtrag zum Analphabetismus

 

6,2 Millionen Menschen oder 12,1 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung können in Deutschland nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben (Stand: 2018). Bei weiteren 10,6 Millionen Menschen oder 20,5 Prozent der Erwachsenen tritt fehlerhaftes Schreiben selbst bei gebräuchlichen Wörtern auf.

Bild: Deutsche Wikipedia

Jeder siebte Erwachsene in Deutschland ist funktionaler Analphabet, 14,5 Prozent. 7,5 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, haben aber Probleme, zusammenhängende kürzere Texte zu verstehen. Das sind unter anderem Ergebnisse einer Studie der Universität Hamburg von 2018, die aber immer noch altuell ist.

Für sogenannte funktionale Analphabeten - die Studie nennt sie "gering literalisierte Erwachsene" - sind Dinge des alltäglichen Lebens wie Bedienungsanleitungen, Automaten oder Behördenschreiben schier nicht zu bewältigen. Scham und Leidensdruck seien oft groß.

Untersucht wurden:

  • Digitale Praktiken und Grundkompetenzen
  • Finanzbezogene Praktiken und Grundkompetenzen
  • Gesundheitsbezogene Praktiken und Grundkompetenzen
  • Politische Praktiken und Grundkompetenzen
  • Schriftbezogene Praktiken im Kontext von Arbeit, Familie und Alltag
  • Lese- und Schreibkompetenz im Kontext von Weiterbildung
  • Lese- und Schreibkompetenz im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit

Das Leben der Betroffenen sei "mit Ausgrenzungen und großen Unsicherheiten im Alltag verbunden", erklärte die Hamburger Wissenschaftlerin Anke Grotlüschen. Zwei Drittel der Menschen mit deutlich eingeschränktem Lese- und Schreibvermögen sind laut Studie erwerbstätig und haben Familie. Meist arbeiten sie jedoch für wenig Geld in Berufen, die niedrige Qualifikationen verlangen. Die Hälfte dieser Menschen kann sich keine Woche Urlaub außerhalb der eigenen Wohnung leisten. Zwei Drittel haben zudem große Schwierigkeiten, politische Fragen zu verstehen und einzuschätzen. Mehr als jeder Fünfte hat gar keinen Schulabschluss, rund 40 Prozent nur einen geringen.

Geringer Bildungsstand wirkt sich direkt auf das Einkommen aus: Keine Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften zu Hause, keine Büchereiausweise, kein Vorlesen, kein gemeinsames Betrachten von Bilderbüchern. Es sind auch stark Mitbürger betroffen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen sowie Kinder mit Migrationshintergrund. Es zwar neun Jahre Schulpflicht, aber es entstehen große Defizite im Bereich der Lese- und Schreibkompetenz bis hin zum funktionalen Analphabetismus. Zudem steigt die Zahl der Schulabbrecher wieder. Viele Analphabeten werden oft keine Ausbildung anfangen und der Kreis kann sich wieder schließen.

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