Vor ein paar Tagen hat sie sich wieder gemeldet. Sie hat wohl gerade Zeit und gibt ihre Meinung zur gegenwärtigen Misere in Grund-, Mittel- und Förderschulen ab. Schön.
"Im Zuge der Pandemie sei die Versetzung vielfach nicht an die
schulischen Leistungen geknüpft worden, heißt es vom Statistischen
Bundesamt. Im Schuljahr 2021/2022 sind nun wieder mehr Schüler
sitzengeblieben."So steht fast verwundert in der FAZ. "Bundesweit hätten
insgesamt rund 155.800 Schülerinnen und Schüler entweder freiwillig
wiederholt oder seien nicht versetzt worden. Das waren 67 Prozent mehr
als im Schuljahr 2020/2021 und 8 Prozent mehr als im Schuljahr
2019/2020." "Schüler haben in der Corona-Pandemie laut einer Studie
weltweit rund ein Drittel weniger Lernfortschritte gemacht. In
Deutschland beträgt das Minus zehn bis 15 Prozent. Der Augsburger
Bildungsforscher Zierer fordert mehr zusätzliche Förderung." Das konnte
man vom BR erfahren.
Tatsächlich hat Corona die Schule überrollt. Weder technisch noch
pädagogisch vorbereitet, sind wir baden gegangen. Wie soll ein digitaler
Unterricht ablaufen, wenn an der Schule weder WLAN vorhanden und an den
einfachen Lehrergeräten nicht einmal an Mikro vorhanden war. Mebis sei
zu verwenden. Die Schulplattform Mebis stellte sich gleich zu Beginn
derartig überlastet heraus, dass bei uns gar niemand mehr ins Programm
gekommen ist. Lehrer brachten ihre Privatgeräte mit, die sie auf eigene
Kosten mit einer SIM-Karte betrieben. Man experimentierte mit
verschiedenen überschulischen Angeboten.
Nur wenige SchülerInnen verfügten über die technischen Voraussetzungen
um überhaupt an einem digitalen Unterricht teilzunehmen. Besonders an
Brennpunktschulen konnte man eine äußerst ungute Entwicklung erahnen.
Nach langem Warten verfügten wir dann zu Ende der
"Katastrophenschuljahre" über 30 Leihgeräte bei ca. 380 Schülern. Eine
Schülermutter, die bei Microsoft arbeitete, empfahl uns "Teams". Von ihr
bekamen wir auch eine grundlegende Einweisung.
Ausgangssperre (Bild: piqs)
Grund- und Mittelschulen betreiben Inklusion vor allem im Bereich
Lernen. Man kann sich sogar ohne schulpädagogische Vorbildung
vorstellen, dass gerade SchülerInnen mit einem derartig großen
Unterstützungsbedarf besonders unter einem Distanzunterricht litten.
Eigenverantwortung ist gefragt, eine Bereitschaft sich relativ
eigenständig vorzubereiten. Da taten sich doch auch bei Erwachsenen im
Homeoffice Untiefen auf. Viele SchülerInnen konnten auch dem Reiz nicht
widerstehen, die Lehrkraft auszuspielen. Auch für diese ergab sich eine
komplett neue Situation, gewohnter Unterricht war nicht möglich. Wie
sollte man dieser Vielfalt an Unzulänglichkeiten beikommen? Die
Vorbereitungszeit für Lehrkräfte wurde immer umfangreicher. Man konnte
nicht sehen, ob auch wirklich jeder bei der Sache die ganze Zeit dabei
war, Aufgaben rauschten an den Ohren und Augen vorbei - trotz der
Differenzierungs- und Individualsierungsangebote. SchülerInnen starrten
auf das Minidisplay ihres Uraltsmartphones. Der Lehrer-Schülerkontakt
fehlte, die Kommunikation wurde heruntergefahren.
Einige ließen sich gar monatelang nicht mehr blicken, es wurde ihnen
einfach gemacht. Erwachsene fuhren noch zur Arbeit, der Nachwuchs erlag
den Computerspielen. Einige Eltern flogen mit der gesamten Familie ins
Heimatland. Auch da fiel der Kontakt schwer.
Handgenähte Maske (Bild: Wikipedia)
Man versuchte den Schülern entgegen zu kommen. Trotz riesiger Lücken
glaubte man durch ein Entgegenkommen die SchülerInnen bei der Stange zu
halten nach dem Motto: Uns ging es allen nicht gut. Schwamm drüber. Im
kommenden Schuljahr fangen wir alles mit einem großen Förderangebot auf.
Dann wird alles gut.
Leider sind die Schulen derartig durch den Lehrermangel gebeutelt, dass
es eben keine Förderangebote gibt und man gerade so die Pflichtfächer
durchzieht. Besondere Bildungsangebote, die früher selbstverständlich
waren, wie beispielsweise Kunst und Musik fallen obendrein flach. Sind
diese Fächer wichtig? Nun, bestimmt nicht für junge Leute, die um
Aufmerksamkeit für ihre Umweltziele kämpfen, Kartoffelsuppe darauf
schütten.
Da Defizite nicht aufgeholt wurden, passiert nun das Unvermeidliche: Die
Klasse muss wiederholt werden. Gibt das Sinn und ist das nicht zu hart?
Leider können nur so die immensen Defizite angegangen werden. Nicht nur,
dass der Mensch auch mal mit Niederlagen umgehen können muss, man kann
das pädagogisch verantwortungsbewusst darlegen. Es geht um die Zukunft
dieses Menschen.
Mangelnde Unterstützung, schlechtes Image befeuert noch durch einige
Politiker ("faule Säcke"), vergleichsweise mäßige Bezahlung in Grund-
und Mittelschulen haben sich herum gesprochen. 60 Stundenwoche, hohe
Krankheitszahlen bei überforderten Lehrkräften. Althergebrachte Pläne,
die das Problem lösen sollen, sind Arbeitszeitkonto, große
Klassenstärken und Quereinsteiger, für ältere Schüler Fortführung des
Distanzunterrichts. Na, wenn das nicht ein wunderbares, verlockendes
Angebot der Politik ist!
so war es, schrecklich genug. unsere enkelin, kind kranker eltern, saß in ihrem zimmer und wurde zusehens depressiv. da wir 1,5 std . fahrt entfernt wohnten, kauften wir ihr ein monatsticket und ein haflinger. nach rücksprache mit dem vertrauten lehrer teilte ich ihm mit, dass wir nichts für die schulleistung tun können, aber wir werden unseren fokus darauf setzen, dem kind zu helfen. sie kam ganz regelmäßig zu ihrem pferd 1-2 x wöchentl. und ferien, und hat jetzt bald einen guten realschulabschluß. auch in der schule änderte das pferd alles, und sie musste ihr zimmer verlassen und hatte trotz corona kontakte. vielen dank für ihren einsatz, roswitha
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