Hallo Hauptschulblues,
das neue Schuljahr beginnt und schon im alten war klar, dass
dieser Start nicht unbedingt erfreulich für das Bildungswesen
erfolgt. Lehrermangel überschattet alles. In Grund- und
Mittelschulen wird diskutiert: Was kann man streichen? Natürlich
nur Unwichtiges. Herr Piazolo ist daher hoch zufrieden.
In der Grundschule stellte man schon einmal den
Englischunterricht zur Diskussion. Dabei hatte man sich so viel
Mühe gegeben und Englisch als Studienfach angeboten. Gut, ich bin
nicht vom Fach, vermutlich ein Banause. Mir fiel nur auf, dass die
Schüler, wenn sie aus der Grundschule kommen, wie kein
Englisch können. Man fängt wie eh und je bei Null an. Sie können
allerdings ganz einfache englische Kinderlieder zum Besten geben.
In der Mittelschule gab es richtig hitzige Diskussionen bei der
Streichung von Fächern. Informatik? Geht ja überhaupt nicht! Alle
müssen sich mit diesem superwichtigen Fach beschäftigen, wenn sie
im Beruf erfolgreich sein wollen. Es wird spielerisch angegangen,
macht Lehrern und Schülern Spaß. Es hat am Anfang ein wirklich
ganz kleines Bisschen was von Zocken. Da werden Jugenderinnerungen
wach. Ein wenig. Leider gibt es in jedem Informatikraum nur 15
Plätze, davon ist mindestens einer stets defekt. Die Ernüchterung
kommt prompt. Die Klassenstärken steigen und eine Teilung geht
aufgrund des akuten Lehrermangels natürlich nicht. Also sitzen
zwei Schüler vor einem Bildschirm.
Sport? Natürlich nicht! Mangelnde Bewegung, schlechte Ernährung
... Gesunde Kinder müssen sich bewegen!
Die Lernfächer? NT (Natur und Technik)? Physik, Chemie und Biologie hat man bei den letzten Änderungen schon so zusammengestrichen, dass sie kaum noch echte naturwissenschaftliche Zusammenhänge vermitteln. Mein Vater, ein Doktor der Chemie, griff sich bei jedem Besuch Schülerbücher und machte sich eifrig Notizen. Er wollte die Verlage aufklären, was ich zugegebenermaßen verhinderte. Bei maximal drei Wochenstunden für dieses Fach zum Abschluss hin kann es höchstens zu kleinsten Eindrücken, aber nicht zu einem umfassenden Wissen kommen. Ein Geschichtswissen, vor allem das zu Beginn des 20. Jahrhunderts (und die Nazizeit) wäre superwichtig, aber auch da können natürlich keine grundlegenden Erkenntnisse aufgebaut werden. Um den modernen Jargon zu nutzen: grundlegende Kompetenzen. Dieser Begriff ist dehnbar.
Religion? Auf keinen Fall! Wir sind in Bayern!
Nun kommen wir der Lösung schon näher: Musik und Kunst! Just for
Fun! Also, weg. Zumindest erst einmal reduzieren. Eine
Wochenstunde von 45 Minuten muss reichen. Oder 14tägig im Wechsel.
Schon die Klimakleber gaben an, dass ein Kandinsky, auf dem
literweise Tomatensuppe klebt, nicht so wichtig sein kann wie
unser bedrohtes Klima. Also, was soll es. Ist ihnen auch schon
aufgefallen, dass sich die Leute sowieso kaum noch für Bilder
interessieren? In der modernen Wohnung hängen keine Bilder mehr,
vielleicht noch ein Schriftzug wie "Love" oder ähnliche Aufkleber
(Baumärkte). Auch das Ölbild des röhrenden Hirsches ist
verschwunden. Vielleicht nicht ganz so schade. Es soll Kollegien
geben, da hält man Jasper Johns für einen amerikanischen
Politiker, wenn man das angibt und Frida Kahlo für ein modernes
Model. Der Abbau von künstlerischer Kultur geht schon lange voran.
Eine Zeitlang sah man den Kunstunterricht für die Chance einer
Heftverschönerung. Grafiken und Übersichten in den Lernfächern
wurden "verschönert", sprich mit Buntstiften "angemalt". Es gab
jedoch auch eine Zeit, in der man erkannte, dass künstlerisches
Schaffen etwas mit Kreativitiät zu tun hat. Kunst gehört zu
unserem Kulturgut! Kreativität nutzt sämtliche innovativen
Erkenntnisse. Alle Wissenschaftler schaffen aus dem Erlernten als
Basis etwas Neues. Forschung, neue Erkenntnisse! Diese fangen doch
schon bei Kindern im kleinen Bereich an. Spielerisch, spritzig!
Die Phantasie soll angeregt werden!
Lese die Ausführungen der Schulleiterfreundin immer wieder mit Interesse. Danke für diese profunden Einblicke.
AntwortenLöschen