Mittwoch, 13. September 2023

Drei Jahre und 169 Tage mit Corona, 1 Jahr und 198 Tage Krieg und: Zu wenige junge Menschen mit Berufsabschluss

Die OECD hat ihre neueste Studie vorgestellt: Es geht um junge Menschen mit bzw. ohne Berufsabschluss.

Immer weniger junge Erwachsene in Deutschland haben eine klassische Berufsausbildung. Der Rückgang bei den Ausbildungen ist in Deutschland der größte im Vergleich aller OECD-Länder. Im vergangenen Jahr konnten 38 % der 25- bis 34-Jährigen einen Berufsabschluss vorweisen, 2015 waren es noch 51 %. Das hängt auch eng mit den Bildungsabschlüssen zusammen. Waren 2016 noch 13 % ohne weiterführenden Bildungsabschluss, so waren es 2022 bereits 16 %. Der OECD-Durchschnitt lag bei 14 %.

Foto: s.o.
Der allgemein bekannte Lehrkräftemangel und die hohe Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund mögen eine gewichtige Rolle spielen. Es fehlt den Lehrer:innen die Zeit, Schüler:innen entsprechend zu fördern und in die Ausbildung hinein zu begleiten.
Außerdem streben immer mehr junge Menschen ein Studium an. 2015 hatten 30 Prozent der 25 - 34jährigen einen Hochschul- oder ähnlichen Abschluss, 2022 bereits 37,5 Prozent.
(Exkurs, auch wenn H. sich wieder in die Nesseln setzt: Zu H.s Zeiten wollten die Eltern der Schüler:innen für ihre Kinder nur einen Beruf, der einen weißen, wenigstens einen blauen Kittel mit sich brachte. Mädchen durften keine Mechatronikerinnen werden, usw., usf. Die Jungs durften überhaupt nicht schmutzig werden oder schwer arbeiten. Dafür war am Abend das Fitnessstudio zuständig.)
In der jährlichen Studie werden die Bildungssysteme der 38 Mitgliedsstaaten der OECD miteinander verglichen. Die Studie merkt an, dass Deutschland im Verhältnis zu seinem Bruttoinlandsprodukt weniger Geld in Bildung investiert als der OECD-Durchschnitt. Aber das wissen wir ja längst. Man könnte heute wieder skandieren: "In der Rüstung sind sie fix, für die Bildung tun sie nix". Bzw. viel zu wenig. 


1 Kommentar:

  1. Tatsächlich hat Deutschland mit der dualen Ausbildung eines der weltbesten Ausbildungssysteme. Man versteht darunter die Kombination aus Berufsschule und betrieblicher Ausbildung.
    Leider wird alles nicht richtig angenommen. Viele Jugendliche können durch die Eltern nicht begleitet und beraten werden. In der Mittelschule werden die Schüler bis zum Abschluss ziemlich gepampert, gelenkt und entwickeln so wenig Eigenständigkeit. Das fällt abrupt weg. Von einem Berufsschüler erwartet man Selbstständigkeit. Das können 15jährige selten leisten. Die Ausbildungsabbrüche setzen bereits im ersten Jahr Ende Oktober ein. Selten wird eine neue Ausbildung dann durchgezogen.
    Viele wollen nach dem Schulabschluss gar nicht erst mit einer Ausbildung beginnen und streben weitere Schuljahre an. Beispielsweise den Mittleren Bildungsabschluss und über diese Schleife dann Fachabitur und Fachhochschule.
    Sehr oft sind die Voraussetzungen nicht vorhanden, ebenso keine klaren Ziele. Das endgültige Scheitern erfolgt nach Jahren.
    Sehr oft zeigt sich eine große Beratungsresistenz bei den Eltern. Das Kind soll es auf jeden Fall besser haben, so die wenig konkrete Vorstellung. Diese Einstellung überträgt sich dann auf den Sprössling. Dabei bleiben die Voraussetzungen und Ziele im Dunklen.
    Die Betreuung durch die Schule endet mit dem Abschluss. Wir haben dann ein Betreuungssystem durch Ehrenamtliche, also Berufspaten installiert. Diese unterstützten die Abschlussschüler bei Defiziten in der Berufsschule, klärten über weitere Chancen auf, blieben im Gespräch. Auch die IHK hat erkannt, dass man in diesem neuen Lebensabschnitt schnell straucheln kann und bietet Nachhilfe an.
    In der Coronazeit kamen uns dann die meisten Berufspaten abhanden. Auch fiel die zunehmend mangelnde Bereitschaft von Eltern und Schülern auf, selbst etwas für die eigene Zukunft zu tun und sei es auch nur erfolgreiche, bestehende Angebote anzunehmen. Während vor Jahren große Begeisterung für Einrichtungen wie das IHK -Sommercamp vorherrschten, konnte man in den letzten Jahren kaum noch jemanden hinter dem Ofen vorlocken. Im IHK - Sommercamp wurde nach dem 8. Schuljahr gezielt in den Sommerferien auf einen guten Abschluss und auf die Berufwelt vorbereitet.
    Neben Eigeninitiative fehlt jetzt auch noch die Bereitschaft etwas Zusätzliches für die berufliche Zukunft zu investieren. Leider ein sehr unguter Trend.

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