Donnerstag, 21. September 2023

Drei Jahre und 177 Tage mit Corona, 1 Jahr und 206 Tage Krieg und: Anna Wimschneider

Anna Wimschneider lebte im Landkreis Pfarrkirchen, heute Rottal-Inn, in dem auch H. aufwuchs, ein paar Dörfer weiter. Deswegen war er sehr interessiert an ihren Lebensbedingungen und las das Buch "Herbstmilch" mit großem Interesse, als es 1985 erschien und zu einem der größten Literaturerfolge vor der Jahrtausendwende wurde. Inhaltlich war ihm vieles bekannt; Frau Wimschneider war beileibe nicht die einzige Frau, der es so erging. Im Dorf und im kleinen Seitental des Inn gab es ähnliche Beispiele, noch existierende oder bereits erzählte (So viel zur Idylle des Landlebens).

Formal übte H. damals starke Kritik am Buch. Die handgeschriebenen Lebenserinnerungen Frau Wimschneiders wurden von einer Hamburger (!) Lektorin überarbeitet. Dadurch ging ganz viel des charmanten Dialekts verloren, außerdem wurden Worte falsch verwendet oder verkehrt ins Hochdeutsche "übersetzt". Da H. im Innviertler Dialekt aufgewachsen ist, traut er sich das zu behaupten. Er ist aber zu faul, um Belegstellen heraus zu suchen.

Trotz alledem ist es ein großartiges Zeugnis bäuerlichen Lebens aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor allem aus der Zeit des 2. Weltkriegs.

Zum Buchtitel:

Als H. noch ein Kind war, aß man in Niederbayern oft „gstöckelte“, d. h. saure Milch. Pur, mit Brot eingebrockt oder als erhitzte „saure Millisuppn“ mit dünnen Altbrotscheiben zum Frühstück oder mit Kartoffeln zu Mittag. Im Spätsommer und Herbst gab es auch noch "Hiagstmilli" (Herbstmilch), ein Produkt, das in einem Steingutgefäß mit Deckel an einem kühlen Ort aufbewahrt und welches täglich mit den überschüssigen Resten der Milchproduktion nachgefüllt wurde. Die Hiagstmilli wurde dann abgelöst. Zum "Einbrocken" wurde in den 50er Jahren schon Malzkaffee, Lindes oder Kathreiner, verwendet.

Hier ein Rezept, damit man/frau eine Vorstellung bekommt.

Hiagstmilli (Herbstmilch)

Zutaten:
1 Liter Milch frisch von der Kuh, 2 EL Mehl, 1/8 Liter Rahm, Salz

Zubereitung:

1 Liter Milch einige Tage in einem mit einem Tuch abgedeckten Topf stehen lassen, bis die Milch fest ist und sich eine dicke Rahmschicht gebildet hat. Raumtemperatur zwischen 21-26 °C. Den Rahm nimmt man ab und stellt ihn bei Seite.

Die feste Milch wird nun in einen Steintopf umgefüllt und etwas kälter gestellt. Unter 20 °C. Jeden Tag wird die gestöckelte Milch mehrmals umgerührt, wobei vorher das graue Wasser, welches sich auf der Oberfläche absetzt, abgeschöpft und weggegossen wird (Man kann es trinken, nicht wegschütten!).
Nach etwa 3 Wochen ist die Hiagstmilli fertig.

Fertigstellung Suppe:
In einen Topf gibt man 1 Tasse Hiagstmilli und etwa einen ¾ Liter Wasser. 2 EL Mehl werden mit etwas Wasser glatt gerührt und dann unter die Milch gerührt. Nachdem das Ganze aufgekocht hat, gibt man etwas Rahm hinzu und schmeckt die Suppe mit Salz ab.

In Niederbayern wurde die Hiagstmilli zu allen Mehl- und Kartoffelspeisen gereicht.

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