Die Pogromnacht vom 9. November 1938 jährt sich zum 85. Mal.
Zwischen dem 7. und 13. November wurden im damaligen Reichsgebiet mehrere hundert Juden ermordet, mindestens 300 nahmen sich das Leben. Weit über 1000 Synagogen, Betstuben und andere Versammlungsräume jüdischer Menschen sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden gestürmt, geschändet und zerstört. Ab dem 10. November folgten Deportationen jüdischer Menschen in Konzentrationslager.
Das alles sollte allen Deutschen ins Gedächtnis unauslöschbar eingebrannt sein. Dem ist nicht so. Rassismus und Antisemitismus nehmen zu, vor allem unter Jugendlichen. Und da wiederum unter Jugendlichen mit muslimischem Migrationshintergrund. H. mag wieder geschuriegelt werden ob dieser Aussage, aber er hat handfeste Indizien.
Aber zurück:
„Zuerst kamen die großen Ladengeschäfte dran; mit mitgebrachten Stangen wurden die Schaufenster eingeschlagen, und der am Abend bereits verständigte Pöbel plünderte unter Anführung der SA die Läden aus. Dann ging es in die von Juden bewohnten Häuser. Schon vorher informierte nichtjüdische Hausbewohner öffneten die Türen. Wurde auf das Läuten die Wohnung nicht sofort geöffnet, schlug man die Wohnungstür ein. Viele der ‚spontanen‘ Rächer waren mit Revolver und Dolchen ausgestattet; jede Gruppe hatte die nötigen Einbrecherwerkzeuge wie Äxte, große Hammer und Brechstangen dabei. Einige SA-Leute trugen einen Brotbeutel zur Sicherstellung von Geld, Schmuck, Fotos und sonstigen Wertgegenständen, die auf einen Mitnehmer warteten. Die Wohnungen wurden angeblich nach Waffen durchsucht, weil am Tage vorher ein Waffenverbot für Juden veröffentlicht worden war. Glastüren, Spiegel, Bilder wurden eingeschlagen, Ölbilder mit den Dolchen zerschnitten, Betten, Schuhe, Kleider aufgeschlitzt, es wurde alles kurz und klein geschlagen. Die betroffenen Familien hatten am Morgen des 10. November meistens keine Kaffeetasse, keinen Löffel, kein Messer, nichts mehr. Vorgefundene Geldbeträge wurden konfisziert, Wertpapiere und Sparkassenbücher mitgenommen. Das schlimmste dabei waren die schweren Ausschreitungen gegen die Wohnungsinhaber, wobei anwesende Frauen oft ebenso misshandelt wurden wie die Männer. Eine Anzahl von Männern wurde von den SA-Leuten unter ständigen Misshandlungen und unter dem Gejohle der Menge zum Polizeigefängnis getrieben. […] Am anderen Morgen wurden gegen 4 Uhr morgens alle [der zuvor inhaftierten] Personen unter 60 Jahren nach Dachau abtransportiert.“ (Jörg Wollenberg: „Niemand war dabei und keiner hat's gewusst.“ Die deutsche Öffentlichkeit und die Judenverfolgung 1933–1945. München 1989, S. 22 f.)
Dazu kommt am 9. November noch der Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923, vor 100 Jahren. Dieser endete am Odeonsplatz mit 4 gefallenen Polizisten und 15 getöteten Putschisten. Mehr dazu aber morgen.
Alle Bilder: Wikipedia
Der Einschätzung muss ich zustimmen. Natürlich springen dann andere Jugendliche mit nichtmuslimischem Hintergrund auf den Zug. " Jude" wird als Schimpfwort verwendet und ist allen Jugendlichen geläufig. Oft unüberlegt, unreflektiert.
AntwortenLöschenDer Geschichtslehrplan an bayerischen Mittelschulen sieht den Nationalsozialismus und die Judenverfolgung im 8. Schuljahr vor. Drei Wochenstunden sind insgesamt für Geschichte, Erdkunde und Sozialkunde vorgesehen. Es gilt diverse "Kompetenzen" zu erwerben. Mir erscheint es überhaupt eine schwierige Sache Geschichte zu vermitteln, da die Fülle dazu zwingt nur oberflächlich und theoretisch mit Infotexten aus dem Buch über den Unterrichtsstoff zu huschen. Kaum ein Quereinsteiger oder einer der zwangsversetzten Lehrkräfte kennt die Dokumentationszentren, die es im Münchner Raum gibt oder findet die Zeit für eine handelnde Auseinandersetzung oder Begegnung, die über die "Theorie" hinausgeht. Zudem verstehen die Schülerinnen die Texte aus dem Schulbuch auch oft gar nicht richtig wegen ihrer mangelnden Lesekompetenz.