2019 wurde der sog. "Bürgerrat" ins Lebens gerufen. Seitdem treffen sich per Losverfahren ausgewählte Bürger:innen, um über bestimmte Themen zu beraten und für die Bundesregierungen Empfehlungen abzugeben, die jedoch in keiner Weise bindend sind.
"Der Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ hat am 14. Januar 2024 neun
Empfehlungen zur Verbesserung der Ernährungspolitik beschlossen. Zu den
Vorschlägen gehören kostenloses Kitaessen, gesunde Lebensmittel ohne
Mehrwertsteuer und eine bessere Tierwohl-Kennzeichnung. Die
Losversammlung war der erste offiziell vom Bundestag eingesetzte
Bürgerrat." (von der Webseite des Bürgerrates)
Im Januar 2024 veröffentlichte er neun Ideen zur Ernährung, von denen die erste bei H. auf besonderes Interesse und alte Erinnerungen stieß:
1. Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder: Bundesweit soll an allen Kindergärten und Schulen kostenfreies und gesundes Mittagessen angeboten werden.
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Als H.s Schule aus der Zeitung erfuhr, dass sie Ganztagesschule werden sollte, wurde ein Caterer gesucht. Er sollte nicht weit von der Schule entfernt kochen, das Essen sollte frisch sein, es sollte auf Bedürfnissse der verschiedenen Religionen eingegangen werden. Es wurde einer gefunden. Die Lieferung war zuverlässig, das Essen noch heiß, der Kontakt zur Küche war gut. Es gab eine feste Ansprechpartnerin, die auch immer wieder vor Ort war und mit Lehrkräften, dem Hausmeister und den Schüler:innen sprach. Unterrichtsgänge mit Schulklassen waren möglich.
Es gab allerdings ein großes Problem: Die Zahlungsmoral der Eltern. Jeden Monat zahlten bis zu 15 Eltern das Mittagessen nicht, obwohl es mit 3.50€ recht günstig war. Die Sekretärin und H. telefonierten regelmäßig hinterher, um die Eltern zum Zahlen zu bewegen. In begründeten Fällen sprangen der Förderverein und eine Münchner Stiftung ein. Ausschluss vom Essen für Kinder war keine Alternative.
Nach H.s Rückzug ins Privatleben änderte sich alles: Es wurde ein bundesweit agierender Cook&Chill-Caterer gefunden. Essensqualität spielte keine Rolle mehr. Die Firma zieht das Geld ein und schließt Nichtzahler vom gemeinsamen Essen aus. Punkt und basta.
Deswegen: Empfehlung 1. durchsetzen!
Die Idee ist wunderbar. Wir hatten mal eine Schulkantine mit teilweise selbst gekochtem Essen. Als Teile der entsprechenden Schulform aufgelöst worden sind, kam als erstes die Kantineneinrichtung auf den Müll. Alles Gerede nutzte nichts. Mittlerweile haben Teile des Schulzentrums eine Ganztagsschule, andere den ganzen Tag Schule. Und es gibt nichts zu essen. Die Kreisverwaltung behauptete dann, wir hätten nicht genug für die Kantine gekämpft. Perfide.
AntwortenLöschenLiebe Grüße croco
Man konnte sich mittlerweile doch durchringen und Schulküchen bauen. Das hat den Vorteil, dass das Essen nicht mehr warm in Styroporboxen geliefert werden muss. Es wird vor Ort gekocht. Die Schüler haben die Auswahl zwischen zwei Menüs: einmal mit Fleisch (wobei Rücksicht auf Moslems genommen wird) und vegetarisch. Das Essen wird, wenn Eltern das nicht stemmen können und ein Antrag gestellt wird ( die Schule hilft beim Ausfüllen) vom Jobcenter bezahlt. Bezahlt wird direkt an den Caterer, der die Schule verständigt, wenn mehrere Raten nicht bezahlt wurden. Jetzt muss die Schule eingreifen und sich mit den Eltern in Verbindung setzen. Noch immer kann man Stiftungen für den Notfall gewinnen.
AntwortenLöschenAllgemein sind die Essenspreise natürlich in den letzten Jahren gestiegen. Aber es werden bei steigenden Schülerzahlen deutlich mehr Jugendliche verköstigt. An unserer Schule springt überwiegend das Jobcenter ein.
Beschrieben wurden oben die spannenden Anfangsjahre des gebundenen Ganztags. Damals musste man um Geschirr und Spülmaschine kämpfen. Jetzt ist Vieles selbstverständlich geworden.