"Piazza Oberdan", dieses Buch fiel heute in die Hände. Geschrieben hat es Boris Pahor, der 2022 mit 108 Jahren in Triest starb.
Ein großer europäischer Schriftsteller.
Kitab Verlag, Klagenfurt 2008
ISBN
9783902585240
Paperback, 191 Seiten, 21,00
EUR
Der Platz in Triest wurde nach Guilielmo Oberdan(k) benannt, der 1882 vom österreichischen Kaiserreich nach einem Attentatsplan gegen Kaiser Franz Joseph gehängt erwürgt wurde. In der k.u.k.-Zeit lebten Slowenen,
Italiener und deutschsprachige Österreicher hier im wesentlichen
friedlich zusammen. Nach dem Anschluss der weltoffenen Stadt, die einer
Vielfalt von Kulturen offen gegenüberstand, an Italien, machte sich hier der
Faschismus schon vor der Machtübernahme in Italien stark bemerkbar.
Pahors Bestreben war immer, die Vielfalt der Kulturen in Triest auch für eine Zukunft
in einem vereinten Europa zu erhalten.
An die Piazza Oberdan erinnere ich mich gut. Als ich für ein Auslandssemester in Triest war, war gerade Giorgio Almirante gestorben. Die ganze Stadt hing voller Plakate des movimento sociale: Grazie, Almirante! Ich erinnere mich an Triest als ein übles neofaschistisches Nest. "Te son sciava?" wurde ich wegen meines undefinierbaren Akzents gelegentlich gefragt. Im Triestiner Dialekt heißt das sowohl: "Bist du Slowenin?" als auch "Bist du dumm?" Ich würde gerne mal wieder hinfahren, um zu sehen, wie es da heute ist. Meine Unifreundin dort war aus Sardinien ("sardagnuola", eine ebenfalls etwas verächtliche Bezeichnung), die hatte es da auch nicht leicht.
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