Dienstag, 28. Oktober 2025

3 Jahre 241 Tage Ukrainekrieg, noch 3 Jahre 82 Tage (hoffentlich) der Irrlichternde und: Empfehlung


Ein sehr spannendes Buch, gut geschrieben und wahrscheinlich ebenso gut übersetzt von Stephanie Singh.
Vor 14 000 Jahren, vermuten Wissenschaftler:innen, sprachen die rund zehn Millionen Menschen, die die Welt bevölkerten, ungefähr 10 000 verschiedene Sprachen. Mit der Einführung von Ackerbau im Neolithikum schwand diese Vielfalt; mit dem Entstehen der ersten Staaten vor 5 000 Jahren gingen weitere von ihnen zugunsten einer Staatssprache verloren.
Laura Spinney beschreibt, wie Ackerbauern und Nomaden (Viehzüchter) aufeinander trafen und welche Konsequenzen sich, auch aus deren Vermischung, ergaben. Dabei stützt sie sich auf Genanalysen und KI, läßt aber auch anderen Hypothesen Raum. Aus den Ausdrücken heutiger verwandter Sprachen, z.B. daughter (Englisch), duhitár (Sanskrit), thugáter (Griechisch) und dukte (Litauisch) können Sprachwissenschaftler:innen aufgrund bekannter Gesetzmäßigkeiten der Lautentwicklung ein proto-indoeuropäisches *dughter als gemeinsames Ausgangswort rekonstruieren. Und sie führt aus, dass das Indoeuropäische nicht in einem fest umgrenzten Raum entstand und sich von dort aus weiter verbreitete. Handel, auch Fernhandel, spielte eine wesentlich Rolle. Wer nicht Mitglied der Büchergilde ist: Auch Hanser vertreibt dieses Buch.
 
Eine Leseprobe des Hanser Verlags: 

"Die ersten menschlichen Sprachen waren eine gesprochene oder mit Gesten übermittelte Kombination beider Szenarien. Sie wären uns vielleicht äußerst rudimentär erschienen, weil sie beispielsweise nicht über Adjektive oder eine feste Anordnung der Wörter verfügten. Doch selbst mit einfacher Syntax konnten die Sprecher (oder Gestenanwender) ihren Gesprächspartnern etwas über die unmittelbare sinnliche Wahrnehmung, über die Gegenwart hinaus vermitteln. Die Annahme, dass die ersten Sprecher bereits Geschichten erzählen konnten, ist vor diesem Hintergrund nicht unvernünftig.

Unsere Vorfahren waren Jäger und Sammler, die in Kleingruppen umherzogen und sich ihre Geschlechtspartner außerhalb der eigenen Gruppe suchten. Dabei müssen sie auf neue Sprachen gestoßen sein, und Kinder wuchsen mit mehr als nur einer Sprache auf. Unterbewusst wählten sie die nützlichsten Eigenschaften jeder dieser Sprachen und verfeinerten sie so. Als die Menschen vor 60.000 Jahren Afrika verließen, kommunizierten sie wahrscheinlich hauptsächlich durch Sprache und waren zu komplexer Ausdrucksweise fähig.1

...

Am Vorabend der Revolution durch den Ackerbau lebten auf der Erde etwa zehn Millionen Menschen. Sie sprachen vielleicht 10.000 Sprachen, von denen jede höchstens 1000 bis 2000 Sprecher hatte. Dank neuer, durch den Ackerbau hervorgebrachter Energiequellen wuchsen die Gemeinschaften und mit ihnen ihre jeweiligen Sprachen. Wie Supernovas entstanden ganze Sprachfamilien. In diesem Zeitalter, dem Neolithikum ereignete, sich eine linguistische Explosion: Nun wurden mehr Sprachen gesprochen als zu jeder anderen Zeit der Menschheitsgeschichte. Auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung könnten es bis zu 15.000 gewesen sein."

1 Kommentar:

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