Freitag, 27. April 2012

LesepatInnen II

Frau W, eine pensionierte HauptMittelschullehrerin, arbeitet seit vielen Jahren bei uns. Dreimal die Woche am Vormittag. Zudem betreut sie die Bücherei.
Die KollegInnen schicken ihr aus dem Unterricht ein bis zwei Kinder. Mit denen übt sie. Grundrechenarten. Textverständnis. Lernt auf die nächste Probe. Erklärt. Macht Mut.
Sie kann nur mit ein bis zwei Schülern arbeiten, nicht mit einer ganzen Klasse. Deswegen ist sie für den Staat unbrauchbar.
Für uns ist sie Gold wert. Wir tragen sie auf Händen.
Kommt ein unbegleiteter Flüchtling bei uns an, der noch nicht gut Deutsch spricht, dann springt sie ein. Sie ist die Güte in Person. Kann sich dem Kind zuwenden. Lächelt. Hört zu.
Wir können ihr nicht einmal die Fahrkarte bezahlen.
Anerkennung? Die bekommt sie bei uns. Grenzenlos.
Gesellschaftliche Anerkennung? Steuervorteile? Freie Eintritte in kommunale und staatliche Einrichtungen? (Dafür arbeitet sie zu wenig Stunden) Verdienstorden?
Wir fürchten uns vor dem Tag an dem sie sagt, sie möchte/muss jetzt aufhören.

Lespatinnen I

2 Kommentare:

  1. Schade! Einerseits schreit die "Obrigkeit" nach mehr Engagement, Ehrenamt, Einsatz und auf der anderen Seite lässt sie die, die das tatsächlich mit Herz an der Sache durchziehen, links liegen...

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  2. Hallo
    geht vieleicht so was wie München Dankt ?
    http://www.muenchen.de/Rathaus/dir/engagiert/muenchen_dankt.html
    Gruß

    Mkuh

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