Freitag, 27. November 2020

Tag 260 und verlängerter Lockdown light 2 und Gastbeitrag 8 der Schulleiterfreundin

Nach vielen Wochen schickte die Schulleiterfreundin wieder einen Beitrag. Sie hat ja bekanntlich anderes zu tun. Aber dieser hier lässt schon tief blicken.

Lieber Hauptschulblues, 

ich habe mich lange nicht gemeldet, aber du weißt ja, ich habe anderes zu tun.
Das Tagebuch dieser Lehrerin, auf das du hingewiesen hast, kann ich schon noch toppen.
Bei mir kommt im Moment zu dem, was die Kollegin beschreibt, noch einiges dazu.
Heute rief das Gesundheitsamt wegen einer Schülerin an, die seit einigen Tagen ihr Testergebnis hat und in Quarantäne ist. Man wollte von mir (!) wissen, ob und wann Symptome auftraten.

Etwas verstört meinte ich, das müsse man doch von der Betreffenden selbst erfragen. Die sei ja nun hoffentlich in Quarantäne daheim.

Und überhaupt, wo ich das Gesundheitsamt schon einmal am Telefon hätte, was mir ja tagelang nicht gelungen ist: entweder Anrufbeantworter oder belegt oder Feierabend: Was ist mit den Klassen, die seit letzter Woche in Quarantäne sind - bekommen die Schüler einen Brief vom Gesundheitsamt, soll ich selber kreativ werden?

Um Gottes Willen, das war der falsche Ausdruck. Jetzt wurde das Amt lebendig.

Die Medizin sei ein naturwissenschaftliches Fach, da gehe es nicht um Kreativität... ein längerer Monolog folgte. Verzweifelt wartete ich auf eine kleine Kunstpause um sofort nachzustechen: Die Klassen!!!

Welche Klassen? Na die, die wir Ihnen per Mail und per Telefon vergangene Woche gemeldet haben. Jetzt müsse er doch erst mal seine Mails durchforsten, Pause, Pause, Pause…

Jaaa und?

Das habe er wohl gelöscht. Worum ging es da?

Scheiße, Stellvertreter im Unterricht, den Ktzbrckn am Telefon.

Also, am Wochenende haben wir von einer Familie mit Kindern erfahren, dass alle in der Familie letzte Woche positiv getestet wurden. Die Kinder gehen…

Name? Buchstabieren Sie bitte. Ich beiße die Zähne zusammen und buchstabiere.

Einen Moment, ich rufe jetzt die Familie an und dann melde ich mich wieder bei Ihnen. Stoooppp!!!!
Die Sekretärin schaut besorgt zu mir ins Büro. Ich habe alle in Quarantäne geschickt, alles erledigt. Warum haben Sie die Kinder in Quarantäne geschickt? Warum Sie, das sollte doch ich tun, nachdem ich die Sachlage geprüft habe?

Ja waren denn Sie erreichbar? Nein! Haben Sie auf Mail oder Telefon reagiert? Nein! Ich hole die Schüler gern zurück, dann haben wir halt bald ein Seuchengebiet. Nein, Frau XYZ, das war schon richtig. Das haben Sie ganz richtig gemacht, wirklich vorbildlich, schön.

Aufregen rentiert sich doch nicht.

So, jetzt nennen Sie mir noch die Nummer von Ihrem Telefon, wo ich Sie gegen 17 Uhr erreichen kann und dann sehen wir weiter. Hektisch blätterte ich in meinem Planer und gab ihm dann die Handynummer des Stellvertreters.

Langsam habe ich mich wieder beruhigt, aber ist das nicht der pure Irrsinn?

Es grüßt Deine Schulleiterfreundin

Was soll man hierzu noch sagen?

1 Kommentar:

  1. Man weiß gar nicht, ob man da weinen oder lachen soll Zu anderen Zeiten würde das als Comedy durchgehen.

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