Samstag, 10. Juli 2021

Tag 485 und drei Romane

Sehr früh zum Bäcker und in Windeseile das Sudoku gelöst, im halbschattigen Wintergarten.

Herr Kater war wieder überanhänglich und wurde bestens versorgt, mit kleinen Leckerbissen.

Kurzer Einkauf von Notwendigkeiten.

Kleine Arbeiten um das Haus erledigt.

Z. meldete sich zum Kaffee an und brachte eine Handvoll Safran mit.
Es gab ein langes Gespräch über die aktuelle Situation in Afghanistan. Sie hat ja noch viele Verwandte und Bekannte dort und in Pakistan. Frauen, die gegen Polio geimpft hatten, sollen von den Taliban hingerichtet worden sein, erzählte sie.

Dann sprachen wir über gesellschaftliche Entwicklungen im Deutschland der letzten 200 Jahre. Sie wollte drei Romane des 19. Jahrhunderts lesen. Mit etwas Abweichung vom Wunsch wurden es Effi Briest, die Buddenbrooks und ein Münchner Roman, August Kühn mit seiner Westendgeschichte "Zeit zum Aufstehn". Es ist schon irgendwie großartig, dass eine junge Frau, die erst seit sechs Jahren hier lebt, mit diesen drei Schinken zufrieden heim fährt, meinen Sie nicht? Und Millionen hier aufgewachsene haben keines der drei Bücher gelesen.

Es gab auch Erdbeer-Trüffel-Kuchen aus dem Café.

Gelesen: Le Monde Diplomatique

Gehört: Ein Diagonal zum Nichts-Tun. Aus der Ankündigung: "Wir leben im kollektiven Ruhedefizit - genötigt aber auch freiwillig. Auf der einen Seite die Arbeit, die getan werden muss - am besten immer und überall. Viele haben sämtliche Devices dafür jederzeit verfügbar in der Tasche. Auf der anderen die Freizeit - Mails checken, Insta checken, Twitter checken und nur ja nichts verpassen: Serien, Ausflugsziele, kulturelle Produktionen. Und der Körper, ja, der muss auch in Schwung gehalten werden. Die Prämisse, dass wir erst dann richtig leben, wenn wir produktiv sind, habe uns allzu fest im Griff, meinen die Autorinnen von "Nichts tun" (Jenny Odell) und "Die Kunst des Ausruhens" (Claudia Hammond). Am Ende macht uns die Dauerbeschäftigung müde, krank, grantig und depressiv." 

Sehr, sehr hörenswert. Sieben Tage lang hier.

Gegessen: Wurstsalat mit Ziegenkäse und Butterbrot.

1 Kommentar:

  1. Ja, das meine ich auch, es ist großartig, eine so tolle und rasante Entwicklung wie bei der Z. mitzuerleben.
    Diese junge Frau wird ihren Weg gehen und es ist für Sie, lieber Herr H., ganz sicher zu Recht ein schönes Gefühl, das gefördert und unterstützt zu haben.
    Die Sorge um Afghanistan treibt auch mich um, von dort werden wir wohl schon bald schreckliche Nachrichten erhalten.
    Die beiden "Klassiker" sind natürlich wichtig zu kennen, klar, erstaunt und erfreut hat mich aber auch besonders die Mitgabe von August Kühn. Sofort kam mir die Erinnerung an sein Buch "Zeit zum Aufstehn", das ich nach Erscheinen damals sehr gern weiter empfohlen habe, weil damit endlich mal eine
    - überfällige - Chronik "normaler" Familien erschienen war.

    Wodurch sonst könnte man sich eine andere bzw. fremde Gesellschaft besser erschließen als durch Literatur?





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