Dienstag, 27. Juli 2021

Tag 502

Das Sudoku glatt gelöst, so dass noch eines aus dem Guardian dran kam. Das lief auch gut, bis  auf die letzte Zahl, die passte nicht. So was.
Nachbarin M. fragte an, ob es einen Kaffee gäbe. Seit längerer Zeit saßen sie und H. wieder vor der Haustüre und ratschten.
Das Großeltern- Tantengrab war wieder einmal dran, überarbeitet zu werden. Ein Beikraut, das alles überwuchert hatte, wurde nach und nach samt Wurzeln heraus gezogen. Kurz kam der Gedanke auf, den Grabstein im heimischen Garten platzieren zu lassen, was aber wieder verworfen wurde.

Im unteren Teil des Grabes fuhren die Gärtner mit dem Rasenmäher drüber. Als H. ihnen das sagte, sie arbeiteten in der Nähe, kam gleich ein freundlicher Herr mit dem Mäher und wollte den Rest auch noch platt machen. Aber letzten Endes klappte die Verständigung, war alles klar. Es war eine außergewöhnlich freundliche Truppe, zwei Frauen und drei Männer, die eine Sprache sprachen, die H. nicht einordnen konnte. Deutsch verstanden sie alle sehr wenig. Die Gedanken, die H. hatte,  bezogen sich dann auf die Entlohnung. Die Stadt macht eine Ausschreibung, es bewirbt sich jemand, der dann Subunternehmer anstellt. Und was dann bei den Arbeiter*innen ankommt, ist sehr wenig. H. hörte von Arbeiter*innen aus Rumänien, die mit 200 € heimkehrten, weil ihnen der Rest für Unterkunft und Verpflegung abgenommen wurde. Moderne Sklavenhaltung.
Hier wieder das Grab von Hans und Sophie Scholl, Christoph Probst und Alexander Schmorell. Anlässlich des 100. Geburtstages von Sophie Scholl hätte man sich ein schöneres Grab erwartet. Statt dessen mussten offensichtlich viele Menschen Kerzen, Rosenkränze, Bildchen, Steine, bemalt und unbemalt, dort ablegen. Das Grab macht einen versifften Eindruck, der durch das Bild nicht zum Ausdruck kommt. Man hätte Details fotografieren sollen. Und all das bei einem Grab, das durch Schlichtheit, wirken soll, entworfen von Otl Aicher. Es ist ja gut, wenn viele Menschen immer noch gedenken, aber das geht auch still und ohne merkwürdige Hinterlassenschaften.

So sollte es eigentlich aussehen. (Bild: Referat für Gesundheit und Umwelt)

 
Am späteren Abend kamen die Straßenjungs auf einen kleinen Plausch zu Besuch.
Sie meinten, H. könne doch den Schiedsrichter machen, sie hätten auch eine gelbe und rote Karte.

Da es schon dunkelte, riefen die Mütter. Ein andermal.

Gehört: Eduard Erdmann: Sinfonia n.1 op.10 (1920) "Alban Berg gewidmet" (1920) -- Rundfunks-Sinfonieorchester Saarbrücken diretta da Israel Yinon -- cover image by Emil Nolde

Gelesen: Zwei Kapitel von Swing Time. Ein großartiges Buch, leider zu wenig Zeit.

Gegessen: Kalbfleischsülze mit roter Zwiebel, Crisps und Salat, sowie Rotwein.

1 Kommentar:

  1. Dass Menschen etwas ablegen auf Gräbern von bekannten Toten, mag ich auch nicht. Es sieht nur vermüllt aus. Das geschieht auch bei Urnengräbern, wo man nur mehr die Namenschilder mit dem Geburts- und Sterbejahr hat. Meine Mutter hat so ein Urnengrab und ich bin immer versucht, alles abzuräumen und wegzuschmeissen. Manchmal ist dann alles weg. Wahrscheinlich machen das die Friedhofsgärtner. Dass man das bei dem Grab der Mitglieder der Weissen Rose durchgehen lässt, finde ich auch verstörend. Blumen würden doch reichen. Ohne Plastikverpackung.

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