Über eine ganze Zeit befassten sich Jonathan Meese und Alexander Kluge mit Hagen von Tronje, der fast wichtigsten Figur Gestalt aus dem Nibelungenlied. Hoch spekulativ schreibt Kluge über Hagen und die Motive, die ihn antrieben. Man könnte sagen, dass er und Kriemhild gemeinsam den Untergang der Nibelungen plantee, jeder von seiner dem/der anderen entgegengesetzten Welt. Schon auf der Hinfahrt zu Etzels Tod zerstörte er alle möglichen Rückkehrmöglichkeiten. Und Kriemhild hatte 14 Jahre lang ihren königlichen Zorn bewahrt. Zwischendurch gibt es eine kurze Sequenz über die Schändung von Hectors Leichnam vor den Toren Trojas ("Hagen von Troja") durch Achill.
Alles deutet noch auf ein offenes, möglicherweise unblutiges Ende hin, als Dankwart, einer der Nibelungenkönige, zur Tafelrunde stürzt und sagt, alle Knechte und einfachen Ritter seien tot. Darauf bringt Hagen den gemeinsamen Sohn von Kriemhild und Etzel um und die Geschichte nimmt ihren endgültigen Lauf.
Kluge zieht den/die Leser*in mit seiner Argumentation und seiner Spekulation tief in die Geschichte hinein.
Ein lesenswertes Büchlein, wenn sich jemand für solche Stoffe interessiert.
Es ist auch sehr sorgfältig ediert, auf besonderem Papier gedruckt und riecht gut.
Danke für den Hinweis auf das Buch, es war mir noch nicht bekannt und so habe ich damit ein unerwartetes Geschenk für meinen Mann. Dieser kann im Gegensatz zu mir sogar mit Jonathan Meeses Kunst etwas anfangen. In einer Gemeinschaftsausstellung mit Daniel Richter (der ist auch für mich verständlich) sahen wir im Kunsthaus Stade originale Werke von ihm und ich blieb schlicht ratlos zurück. Als Persönlichkeit der Kunstszene hingegen, besonders in der symbiotischen Beziehung zu seiner Mutter, finde ich Interviews mit ihm aber durchaus interessant.
AntwortenLöschenDie Zusammenarbeit mit dem geschätzten Alexander Kluge überrascht mich.