Viel wird dieser Tage über die Bildungsmisere den Lehrkräftemangel in Deutschland geschrieben. Das Gejammer ist groß.
Die Bundesländer versuchen zu retten, was zu retten ist.
Bild: Abfotografiert aus der Wirtschaftswoche vom 21.3.2012
Sachsen-Anhalt arbeitet mit Kopfjägern Headhuntern Direktsuche. Sachsen lockt mit vierstelligen Zulagen. Berlin verbeamtet neuerdings wieder, nachdem die Verbeamtung bei Lehrer:innen vor nicht allzu langer Zeit abgeschafft worden war. Alle Bundesländer setzen auf Studierende, Rentner:innen und Quereinsteiger:innen. Ach ja, fast vergessen: Bayern wildert bekanntlich bundesweit.
Aktuell sollen bundesweit 12000 Stellen unbesetzt sein - die Zahlen schwanken eher nach oben - und in ein paar Jahren sollen bis zu 70000 Lehrkräfte fehlen.
Da kommt natürlich die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz in die Gänge und macht Vorschläge.
Wie zu erwarten, kommen diese nicht gut an und laufen ins Leere.
- Keine Sabatticals mehr
- Keine Teilzeit mehr
- Unterrichtspflichtzeit erhöhen
- größere Klassen bilden
- ältere Schüler heim schicken ins Selbststudium
- mehr Verwaltungskräfte
Es ist durchaus kein Zufall, wenn Lehrkräfte Teilzeit arbeiten. Die Rente verringert sich dadurch drastisch. Lehrer:innen arbeiten seit langem am Limit, in der Coronahochzeit noch viel mehr, das wurde wenig in der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen.
Letzten Endes wird hier der Druck auf eine Berufsgruppe erhöht, was zu weiteren Ausfällen an Personal führen wird.
Man könnte ja auch einmal die heilige Kuh schlachten und zugeben: "Ja, wir haben es versäumt. Was meint ihr denn, wie wir das gebacken bekommen?"
1967 bereits gab es einen großen Lehrermangel in BW. Als ich 1970 in den Dienst eintrat, war davon plötzlich keine Rede mehr. Anfang der 70er Jahre gab es in der GEW Zeitschrift eine Karikatur. Zu sehen war ein kleines dünnes Lehrerlein vor einer Riesenklasse mit 40 oder mehr Schülern. Drunter stand: Ich bin die Lehrerschwemme. Seid ihr der Pillenknick?
AntwortenLöschenNur 52 Jahre später....😲
Ich erinnere mich auch an diese Karikatur.
LöschenEs fehlt die Selbstreflexion und das schon seit Jahren. Die gesamte Energie fließt in die Verharmlosung. Dabei ist der Weg schon seit Jahren vorgezeichnet. Da ist keine plötzliche unvorhersehbare Wende eingetreten.
AntwortenLöschenDie jetzt hilflos wirkenden und nicht durchdachten Maßnahmen werden in die Hose gehen.
Die Rückkehr von pensionierte Lehrkräften kann doch nur auf freiwilliger Basis erfolgen? Nun, das könnten sie doch schon jetzt. Back to school. Die Bedingungen sind schlecht, das kann jeder Depp erkennen. Daher auch so wenig Resonanz.
AntwortenLöschenDer Distanzunterricht ist gescheitert, obwohl wir uns die größte Mühe gegeben haben. Das lag nicht nur an der wirklich beschissenen technischen Ausstattung. Auch wenn die Lehrerschaft privat aufrüstete und den Unterricht auf private Kosten durchzog, blieb das Ergebnis bescheiden.
Gründe gibt es viele. Jugendliche benötigen die persönliche Interaktion mit der Lehrkraft. Den Dialog im Unterricht, auch die Verpflichtung. Eigenverantwortung und Pflichtgefühl müssen erlernt werden. Ablenkungsmöglichkeiten sind zu verlockend und einfach zu finden.
Das ist schon seit langem der Traum vieler ökonomisch denkender Politiker: Zusammenfassung von großen Schülerzahlen in einem Distanzunterricht am PC. Braucht es da überhaupt Lehrer? Reichen nicht animierte PC- Lernprogramme, möglichst noch mit Selbstkontrolle? Vollkommen ungeniert werden Quereinsteiger eingestellt und den studierten Lehrkräften gleichgestellt, egal welchen pädagogischen Blödsinn sie verzapfen.
Da werden die prognostizierten 20Jahre gar nicht reichen, das wird ein sich verschärfender Dauerzustand.