Dienstag, 2. Mai 2023

Drei Jahre und 36 Tage mit Corona, 1 Jahr und 65 Tage Krieg und die Lehrerin meint

Die derzeit gültigen Lehrpläne der Mittelschule in Bayern sollen den Lehrkräften große Flexibilität ermöglichen. Rein theoretisch wird das ermöglicht. Allerdings müssen Lehrkräfte einem riesigen Berg von Forderungen und Ansprüchen genügen: Inklusion von Schülern mit Lernbehinderung oder Verhaltensauffälligkeiten, Flüchtlingskinder mit wenig oder keinen Deutschkenntnissen, Abholen am individuellen Lernstand...

Bild: pexels.com

Das alles sind sehr theoretische Forderungen, die den Betrachter von außen staunen lassen. Das dreigliedrige Schulsystem bietet mittlerweile viele Anschluss- und Wechselmöglichkeiten. Können diese genutzt werden?
An alle Schüler aller Schularten werden hohe Erwartungen gestellt. Selbstorganisiertes Lernen steht im Vordergrund. Gerade die Coronapandemie hat gezeigt, dass wir da noch meilenweit davon entfernt sind. Im Distanzunterricht sind viele Kinder und Jugendliche komplett abgetaucht. Generell wurde Schulfrust sichtbar, der aus einer Mischung von Überforderung und Ignoranz entstand. Wie soll ein Mensch, der es nie gelernt hat, mit vielen Lücken schon aus der Grundschulzeit und dessen individuellen Voraussetzungen nicht vorhanden sind, aus Eigenverantwortung sich Lernstoff vornehmen? Das ist ein langwieriger Entwicklungsprozess mit intensiver Betreuung von klein auf und keine Reifung! Immer mehr junge Menschen leiden an Aufmerksamkeitsdefiziten, können sich nur sehr kurze Zeit oberflächlich mit einer Sache befassen, sind daheim dann auch öfter mit solchen Problemen allein gelassen.
Bekannt ist, dass in Deutschland noch immer der schulische Erfolg extrem vom Bildungsstand der Eltern abhängt. Diese können ihrem Kind durch Unterstützung, vor allem auch Zeit, helfen die Hürden zu meistern. Das ist jedoch vielen Eltern aus diversen Gründen nicht möglich. Eltern wittern bei Misserfolg dann soziale Diskriminierung und weigern sich den Empfehlungen zur Schullaufbahn von Beratungslehrern zu folgen - mit oft schlimmen Folgen. Auch die verkopften Verklausulierungen von Gutachten werden entweder nicht verstanden oder gar bewusst ignoriert. Daher können dann als Folge sinnvolle Schullaufbahnen nicht eingeschlagen werden.
Gerade in den Mittelschulen (Pflichtschule), wo viele Problemtöpfe ungehemmt zusammengeschüttet werden, sind selbst erfahrene Lehrkräfte sogar sehr gefordert. Aber just in dieser Schulart herrscht ein eklatanter Lehrermangel, wen wundert das? So mühen sich fachfremde Quereinsteiger neben Hilfskräften ab. Diese sollen sich auch noch als Lernberater betätigen.
In Wirklichkeit wird dann der viel verschriene Frontalunterricht heimlich hervor gekramt. Da herrscht dann wenigstens eine bestimmte Zeit vermeintliche Ruhe und Aufmerksamkeit.
Leider werden Neuerungen in den Methoden in den Lehrplänen immer mit einem absoluten Anspruch eingeführt und "Traditionelles" abgetan, ein Nebeneinander wird nicht unbedingt geschätzt. Ich erinnere mich an verschiedene Schlagworte, die kurz gern in aller Munde waren und jetzt in Vergessenheit geraten sind, sei es aus finanziellen, personellen oder sonstigen Gründen. Beispiel: Ressourcensonne, Modularisierung, bald auch Individualisierung.

(NB: Siehe den gestrigen Kommentar von Lempel zu Hatties Megastudie!)

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