Die Schulleiterfreundin schickt ein paar Gedanken zum vorgestrigen Blogbeitrag hinterher:
Bild: Yaroslav Shuraev, pexels.com
Tatsächlich hat Deutschland mit der dualen Ausbildung
eines der weltbesten Ausbildungssysteme. Man versteht darunter die
Kombination aus Berufsschule und betrieblicher Ausbildung.
Leider
wird alles nicht richtig angenommen. Viele Jugendliche können durch die
Eltern nicht begleitet und beraten werden. In der Mittelschule werden
die Schüler bis zum Abschluss ziemlich gepampert, gelenkt und entwickeln
so wenig Eigenständigkeit. Das fällt abrupt weg. Von einem
Berufsschüler erwartet man Selbstständigkeit. Das können 15jährige
selten leisten. Die Ausbildungsabbrüche setzen bereits im ersten Jahr
Ende Oktober ein. Selten wird eine neue Ausbildung dann durchgezogen.
Viele
wollen nach dem Schulabschluss gar nicht erst mit einer Ausbildung
beginnen und streben weitere Schuljahre an. Beispielsweise den Mittleren
Bildungsabschluss und über diese Schleife dann Fachabitur und
Fachhochschule.
Sehr oft sind die Voraussetzungen nicht vorhanden, ebenso keine klaren Ziele. Das endgültige Scheitern erfolgt nach Jahren.
Immer wieder zeigt sich eine große Beratungsresistenz bei den Eltern. Das Kind
soll es auf jeden Fall besser haben, so die wenig konkrete Vorstellung.
Diese Einstellung überträgt sich dann auf den Sprössling. Dabei bleiben
die Voraussetzungen und Ziele im Dunklen.
Die Betreuung durch die
Schule endet mit dem Abschluss. Wir hatten vor Jahren ein Betreuungssystem
durch Ehrenamtliche, also Berufspaten installiert. Diese unterstützten
die Abschlussschüler bei Defiziten in der Berufsschule, klärten über
weitere Chancen auf, blieben im Gespräch. Auch die IHK hat erkannt, dass
man in diesem neuen Lebensabschnitt schnell straucheln kann und bietet
Nachhilfe an.
In der Coronazeit kamen dann die meisten
Berufspaten abhanden. Auch fiel die zunehmend mangelnde Bereitschaft von
Eltern und Schülern auf, selbst etwas für die eigene Zukunft zu tun und
sei es auch nur erfolgreiche, bestehende Angebote anzunehmen. Während
vor Jahren große Begeisterung für Einrichtungen wie das IHK -Sommercamp
vorherrschten, konnte man in den letzten Jahren kaum noch jemanden
hinter dem Ofen vorlocken. Im IHK - Sommercamp wurde nach dem 8.
Schuljahr gezielt in den Sommerferien auf einen guten Abschluss und auf
die Berufwelt vorbereitet.
Neben Eigeninitiative fehlt jetzt auch
noch die Bereitschaft etwas Zusätzliches für die berufliche Zukunft zu
investieren. Leider ein sehr unguter Trend.
Hier im Bundesland begegnet man seit einer Weile genau diesem Problem.
AntwortenLöschenSchüler haben ein Schuljahr lang einen Praxistag. Die Schulleitung der Realschule plus und der IGS schaffen es jedes Jahr, genügen Plätze für die Schüler zu besorgen. Ein Tag in der Woche in einem Betrieb hilft, die Selbstverantwortung zu ecken. https://praxistag.bildung-rp.de/konzeption.html
Liebe Grüße
Croco