Freitag, 15. September 2023

Drei Jahre und 171 Tage mit Corona, 1 Jahr und 200 Tage Krieg und: Nachschlag zum Thema Ausbildung

Die Schulleiterfreundin schickt ein paar Gedanken zum vorgestrigen Blogbeitrag hinterher:

Bild: Yaroslav Shuraev, pexels.com

Tatsächlich hat Deutschland mit der dualen Ausbildung eines der weltbesten Ausbildungssysteme. Man versteht darunter die Kombination aus Berufsschule und betrieblicher Ausbildung.
Leider wird alles nicht richtig angenommen. Viele Jugendliche können durch die Eltern nicht begleitet und beraten werden. In der Mittelschule werden die Schüler bis zum Abschluss ziemlich gepampert, gelenkt und entwickeln so wenig Eigenständigkeit. Das fällt abrupt weg. Von einem Berufsschüler erwartet man Selbstständigkeit. Das können 15jährige selten leisten. Die Ausbildungsabbrüche setzen bereits im ersten Jahr Ende Oktober ein. Selten wird eine neue Ausbildung dann durchgezogen.
Viele wollen nach dem Schulabschluss gar nicht erst mit einer Ausbildung beginnen und streben weitere Schuljahre an. Beispielsweise den Mittleren Bildungsabschluss und über diese Schleife dann Fachabitur und Fachhochschule.
Sehr oft sind die Voraussetzungen nicht vorhanden, ebenso keine klaren Ziele. Das endgültige Scheitern erfolgt nach Jahren.
Immer wieder zeigt sich eine große Beratungsresistenz bei den Eltern. Das Kind soll es auf jeden Fall besser haben, so die wenig konkrete Vorstellung. Diese Einstellung überträgt sich dann auf den Sprössling. Dabei bleiben die Voraussetzungen und Ziele im Dunklen.
Die Betreuung durch die Schule endet mit dem Abschluss. Wir hatten vor Jahren ein Betreuungssystem durch Ehrenamtliche, also Berufspaten installiert. Diese unterstützten die Abschlussschüler bei Defiziten in der Berufsschule, klärten über weitere Chancen auf, blieben im Gespräch. Auch die IHK hat erkannt, dass man in diesem neuen Lebensabschnitt schnell straucheln kann und bietet Nachhilfe an.
In der Coronazeit kamen dann die meisten Berufspaten abhanden. Auch fiel die zunehmend mangelnde Bereitschaft von Eltern und Schülern auf, selbst etwas für die eigene Zukunft zu tun und sei es auch nur erfolgreiche, bestehende Angebote anzunehmen. Während vor Jahren große Begeisterung für Einrichtungen wie das IHK -Sommercamp vorherrschten, konnte man in den letzten Jahren kaum noch jemanden hinter dem Ofen vorlocken. Im IHK - Sommercamp wurde nach dem 8. Schuljahr gezielt in den Sommerferien auf einen guten Abschluss und auf die Berufwelt vorbereitet.
Neben Eigeninitiative fehlt jetzt auch noch die Bereitschaft etwas Zusätzliches für die berufliche Zukunft zu investieren. Leider ein sehr unguter Trend.

1 Kommentar:

  1. Hier im Bundesland begegnet man seit einer Weile genau diesem Problem.
    Schüler haben ein Schuljahr lang einen Praxistag. Die Schulleitung der Realschule plus und der IGS schaffen es jedes Jahr, genügen Plätze für die Schüler zu besorgen. Ein Tag in der Woche in einem Betrieb hilft, die Selbstverantwortung zu ecken. https://praxistag.bildung-rp.de/konzeption.html
    Liebe Grüße
    Croco

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